Rezension

Eine toll ausgearbeitete Protagonistin in einem spannenden Fantasyabenteuer

Shadow of the Fox - Julie Kagawa

Shadow of the Fox
von Julie Kagawa

Bewertet mit 5 Sternen

Obwohl die Handlung in einer fiktiven Welt spielt, ist das Setting japanisch angelehnt. Ich gebe zu, ich kenne mich zu wenig mit japanischer Kultur aus, um zu bewerten, wie nah diese umgesetzt wurde, aber die Welt ist auf jeden Fall an sie und vor allem auch an japanische Mythologie angelehnt. Ich fand das World Building sehr cool, und bin sehr gespannt darauf, in den Folgebänden mehr über die Götter, Dämonen und yokai zu erfahren.

Am Anfang hatte ich Probleme, in die Geschichte reinzukommen, was daran lag, dass das erste Kapitel in der dritten Person aus einer ganz anderen Perspektive erzählt wird, dann fand ich mich plötzlich bei Yumenko wieder, und dann wechseln sie und Tatsumi ab, allerdings erzählen beide aus der Ich-Perspektive und der Wechsel wird nicht kenntlich gemacht. Somit war ich erst mal verwirrt, bis ich herausgefunden habe, dass in der Regel ein Kapitelwechsel auch einen Sichtwechsel bedeutet.

Ich mochte Yumenko als Protagonistin sehr gerne und fand auch ihre Charakterisierung sehr gelungen. Kistunen können sich in Füchse verwandeln und sind bekannt für ihre Streiche. Yumenko ist als Waise bei den Mönchen aufgewachsen, die stets versucht haben, sie so menschlich wie möglich zu erziehen. Sie ist einerseits ein sechzehnjähriges Mädchen, ein wenig naiv - ohne dass ich das jemals als anstrengend empfunden hätte, da sie schnell lernt und sich meist gut zurechtfindet - und ohne viel Wissen von der Welt. Sie hat jedoch die Lehren der Mönche internalisiert, was sie auch zu einem sehr mitfühlenden, empathischen Charakter macht und ihr zwischendurch fast weise Züge verleiht.

Auf der anderen Seite zeigt sich aber auch als fester Teil ihres Charakters, dass sie eben eine Kitsune ist. Sie spielt anderen Menschen - bis dato vor allem den Mönchen - unheimlich gerne Streiche, ohne dass sie es jemals böse meint. Und das wirkt nicht erzwungen oder konstruiert, sondern ganz selbstverständlich wie ein Teil ihres Charakters, was ich toll umgesetzt fand - und was außerdem  unterhaltsam ist. Auch in der manchmal leicht spielerischen Weise, in der sie redet, in ihrer stetigen Neugier und schnellen Begeisterungsfähigkeit spiegelt sich das wider.

Aber auch Tatsumi ist ein interessanter Charakter, der dazu erzogen wurde, keine Emotionen zuzulassen, weil das dem Dämon die Macht geben würde, Besitz von ihm zu ergreifen, und der sich nur als Waffe sieht, die Befehle ausführt. Ich mochte die Dynamik zwischen den beiden.
Am Anfang dachte ich noch, okay, ein weiterer düsterer Typ in einem Young Adult-Fantasy-Roman, der keine Gefühle zulässt, aber letztendlich fand ich das auch richtig gut umgesetzt. Denn Yumenko wird ihm nicht als unterlegen dargestellt, weil sie Gefühle zeigt, stattdessen wird das wertgeschätzt und als erstrebenswert und positiv dargestellt. So tut er ihr leid, weil er keine Emotionen zeigt und sie hinterfragt das, zeigt ihm, wie schön Sanftheit und Freundlichkeit sein können, und das war einfach auch mal eine sehr gesunde und schöne Annäherung an dieses Thema.

Und ansonsten mochte ich auch die Liebesgeschichte sehr gerne, weil sie sich sehr langsam entwickelt - genaugenommen passiert in diesem ersten Teil noch nicht wirklich was, und ich liebe es, wenn sich sowas langsam entwickelt.
Nachdem ich meine Einstiegsschwierigkeiten überwunden hatte, erwies sich das Buch als sehr fesselnd und durchgehend spannend. Nicht alle war unvorhersehbar, dennoch hatte ich viel Spaß beim Lesen, woran auch die häufige Action ihren Anteil hatte. Und der Plot ist auf jeden Fall sehr faszinierend, sodass ich schon sehr gespannt bin, wie sich das in den Fortsetzungen weiter entwickeln wird. Dabei steht auch immer die Frage, wem man wie weit trauen kann, im Raum. Wenn ihr Lust auf ein spannendes, unterhaltsames Fantasyabenteuer mit einem interessanten World Building und einem coolen Plot habt, seid ihr hier auf jeden Fall richtig.

Fazit: Ein super faszinierendes World Building, das an die japanische Mythologie und Kultur angelehnt ist, bietet den Schauplatz für einen spannenden Plot mit einer sehr gut charakterisierten, sehr sympathischen Protagonistin und einem ebenfalls sehr tiefgründigen Protagonisten, dessen fehlende Empathie auf sehr schöne Weise hinterfragt wird. Eine sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte, coole Actionszenen und eine Prise Sarkasmus trugen außerdem bei, dass ich Spaß am Lesen hatte und gespannt auf die Fortsetzungen bin!