Rezension

Eine tolle Idee, die jedoch enttäuschend umgesetzt wurde. Das war nix :(

Windfire - Lynn Raven

Windfire
von Lynn Raven

Bewertet mit 2 Sternen

Meinung:

Ein schönes Antlitz kann manchmal blenden. Das ist nicht nur im alltäglichen Leben so, sondern auch bei Büchern und leider auch im Fall von Lynn Ravens neuem Roman "Windfire".

Zugegeben, das Cover ist durch seine Schlichtheit, aber auch durch die aufgedruckten Glitzerpartikel und den wunderbar golden schimmernden Titel so traumhaft, das ich wirklich schnell entschlossen war, dieses Buch zu lesen. Ein noch viel ausschlaggebenderer Punkt war natürlich der Klappentext, der direkt und beinah schon allein durch das Wort "Hexe" meine Neugier geweckt hat.

Nachdem mir der Einstieg in die Geschichte noch ganz gut gelang, wurde mir jedoch recht schnell klar, das dieses Buch und ich wohl keine dicken Freunde werden würden.

Zum einen lag das am sehr seltsamen Schreibstil. Lynn Raven hackt ihre Sätze förmlich auseinander, setzt Punkte wo man eher ein Kommata hätte verwenden können, und das führte beim Lesen oft zu Verwirrungen meinerseits und störte den eh schon recht zähen Lesefluß ungemein.

Sie verliert sich in ellenlangen Beschreibungen über Jesses Umgebung, einerseits entsteht so ein wirklich tolles Bild vor meinem inneren Auge, weil man sich das Setting gut vorstellen kann, andererseits ist es aber auch unglaublich nervig, da die Geschichte für meinen Geschmack sowieso schon viel zu langsam vorankommt. Obwohl Jesse und Shane ständig irgendwie in Bewegung sind, hatte ich permanent das Gefühl auf der Stelle zu treten.

Ein weiterer Störfaktor war die Erzählperspektive, denn während wir Jesses Sicht in der Ich-Form erleben, verwendet Lynn Raven bei Shane die Sicht eines unsichtbaren Erzählers. Es ist immer Ansichtssache ob man so etwas mag oder nicht, ich komme damit meist nur schwer zurecht, weil man sich dauernd umstellen muss und das irritiert mich, da wird es auch nicht besser, das sie zwischendurch Kapitel einbringt die aus Sicht eines Nebencharakters erzählt werden, den man zunächst so gar nicht zuzuordnen weiß.

Auch die Charaktere konnten nicht wirklich bei mir punkten. Jesse war mir viel zu naiv und ihre Handlungen wirkten auf mich total unlogisch. Sie kümmert sich um ihren kranken Stiefbruder, hat drei Jobs, für die sie hart schuftet. Als Shane sie um Hilfe bittet und sich die beiden auf die Suche nach dem Amulett machen, das Jesse einem dubiosen Händler verkauft hat, lässt sie alles stehen und liegen und kümmert sich einzig um..., ja um was eigentlich ? Sie lässt ihren Job sausen, den sie doch so dringend braucht, sie lässt ihren Bruder im Krankenhaus zurück, obwohl sie weiß, das man ihn bedrohen könnte, sie lässt sich von Shane fotografieren, obwohl die beiden doch eigentlich gar keine Zeit haben, weil sie innerhalb weniger Stunden genügend Geld auftreiben müssten um das Amulett zurückzuholen. Man eröffnet ihr das sie eine Windhexe ist und es passiert einfach nur nichts. Jesse hinterfragt nicht, Jesse interessiert nichts. Es tut mir echt leid, aber ab einem gewissen Punkt fand ich sie wirklich einfach nur noch zum Haareraufen. Auch ihr ewiges Hin und Her in Bezug auf Shane ging mir auf den Keks. Shane blieb für meinen Geschmack deutlich zu blass. Man erfährt zwar eine Menge über ihn, aber es ist mir bis zum Schluß nicht gelungen ihm ein Gesicht zu geben.

Ein positiver Punkt ist die Idee, die hinter der Geschichte steckt. Es geht um Djinn, es geht um Hexen, es geht um eine spannende und irgendwie auch magische Reise. Doch die Umsetzung verhagelts, denn die ist einfach unglaublich langatmig und oberflächlich. Ich hätte mir ein bisschen mehr Tiefe und weniger Beschreibungen des Settings gewünscht, ein bisschen mehr Spannung, statt übertriebener, für meinen Geschmack völlig unnötige, Action. Ein bisschen weniger Geplänkel und dafür viel mehr Magie. Denn obwohl sie da ist, nimmt man sie nicht wirklich wahr. Auch die Erklärungen über die einzelnen Gruppen "Übernatürlicher" waren mir zu wenig. Man erfährt kaum etwas über Jesses Magie.

Am Ende überschlägt sich Lynn Raven und packt so viele Ereignisse in die letzten einhundert Seiten das es nur noch konfus auf mich wirkte und mich Dank vieler offener Fragen alles andere als befriedigt zurücklässt.

Fazit:
Ich bin wirklich ein großer Fan von Lynn Ravens Romanen, doch mit "Windfire" hat sie mich überhaupt nicht glücklich gemacht. Die Protagonistin ist mir zu naiv, die Handlung viel zu langatmig und die Magie, um die es hier eigentlich doch geht, so gut wie nicht spürbar. Ich habe mich teilweise wirklich gelangweilt und war mehrmals versucht das Buch abzubrechen.
Wer einen wirklich guten Roman der Autorin lesen möchte, der greift besser auf "Blutbraut" oder "Der Spiegel von Feuer und Eis" zurück oder versucht es mit der großartigen Dämon-Trilogie.