Rezension

Eine tolle Idee schlecht umgesetzt

8 Tage im Juni - Brigitte Glaser

8 Tage im Juni
von Brigitte Glaser

Das Buch „8 Tage im Juni“ von Brigitte Glaser erzählt eine Großstadtgeschichte von zwei Teenagern, die in völlig verschiedenen Welten leben, aber trotzdem miteinander verbunden sind – für immer.

 

Die 15-jährige Jenny führt ein schwieriges Leben. Zusammen mit ihrem kleinen Bruder Joe-Joe und ihrer psychisch kranken Mutter Jasmin lebt sie in einer Sozialwohnung.

Der normale Teenagerkram hat in ihrem Alltag keinen Platz, denn das Mädchen ist voll und ganz damit beschäftigt, die Familie über Wasser zu halten.

Lovis braucht sich darüber keine Sorgen zu machen. Er genießt das Leben eines Reichen und ist mit seinem Vater in einer prunkvollen Wohnung im Blumental, der reichsten Gegend Kölns, Zuhause.

Eines Tages wird Lovis spätabends an einer U-Bahn Station zusammengeschlagen und auf die Gleise gestoßen. Jenny beobachtet den Vorfall und rettet ihn in letzter Sekunde vor der herannahenden Bahn. Bevor die Polizei eintrifft, ist Jenny schon geflüchtet.

Lovis kommt mit starken Verletzungen gerade so davon und ist von dem fremden Mädchen angetan. Wer ist sie? Warum ist sie sofort abgehauen? Viele Fragen stellen sich Lovis und er will seine Heldin unbedingt wieder sehen.

Auch Jenny denkt oft an Lovis, aber im Gegensatz zu ihm, will sie alles schnellst möglich vergessen, denn sie kennt einen der Täter. Ein Junge, mit dem sie schon seit ihrer Kindheit befreundet ist. Verrät sie ihn, bekommt sie große Schwierigkeiten.

Aber Lovis bleibt hartnäckig und nimmt Kontakt zu Jenny auf.

 

Die starken Unterschiede zwischen Arm und Reich sind großer Bestandteil des Buches. Jenny ist sehr arm und lebt vom Harz 4 in einer heruntergekommenen Zweizimmerwohnung, in der sie noch nicht mal ein eigenes Zimmer hat. An ihr liegt es täglich, ob Joe-Joe, Jasmin und sie etwas zu essen bekommen, was eine enorme Belastung für die 15-jährige darstellt.

Lovis spiegelt das Leben eines reichen Jugendlichen wieder. Vollausgestattete Wohnung, prall gefüllter Kühlschrank, Playstation, Laptop… Doch eines hat er nicht, was sogar Jenny besitzt: ein Handy. Lovis ist der Meinung, dass es cooler ist keines zu besitzen, wo doch alle eins haben.

 Dem Jungen ist es anfangs überhaupt nicht bewusst, was für ein Glück es ist genügend Geld zu haben, doch durch Jenny, lernt er die andere Seite kennen.

Zwei so gegensätzliche Lebensweisen vereint? Das klappt och nie und nimmer, oder?

Ein schon oft verwendetes Thema, aber trotzdem sehr gut und ansprechend umgesetzt.

Ein dritter wichtiger Aspekt, der im Roman von Brigitte Glaser behandelt wird ist das Stottern. Durch den Unfall ist Lovis so geschockt, dass er wieder anfängt zu stottern, wie in seiner Kindheit.

Man bekommt Einblicke in die Sprachstörung und erlebt hautnah, wie schwer es ist, im Alltag damit klar zu kommen. Lovis tut einem unheimlich leid und man fühlt mit ihm. Auch wird gezeigt, dass nicht jeder perfekt ist. Jemand wie Lovis, der reich ist und gut aussieht, hat auch Fehler.

 

Die Hauptpersonen Jenny und Lovis werden sehr realistisch dargestellt und vor allem mit Lovis, einem typischen Jugendlichen, kann sich der Leser gut identifizieren.

„8 Tage im Juni“ fängt sehr spannend und energiegeladen an, weshalb man für den Rest der Geschichte auch recht hohe Erwartungen hat. Die werden leider aber nur teilweise erfüllt, denn die anfängliche Spannung lässt allmählich nach und die Handlung „plätschert“ so vor sich hin. Beschreibungen des alltäglichen Lebens der Hauptpersonen geraten leider zu langatmig und geradezu langweilig. Man ist dadurch geneigt, das Buch endgültig beiseite zu legen, was jedoch durch den wiederholten Einbau spannungsreicher Passagen verhindert wird. Deshalb sollte die Autorin noch etwas an der Erzählung der alltäglichen Geschehnisse arbeiten.

Der Schreibstil von Brigitte Glaser ist sehr direkt.

Das Ende des Buches lässt einige Fragen offen, was den Leser zum Nachdenken anregt, was mir gut gefällt.

 

Das Buch „8 Tage im Juni“ von Brigitte Glaser ist ein Buch mit einem ernsten und wirklich

interessanten Thema, das aber leider nicht so gut umgesetzt wurde.