Rezension

Eine völlig neue Sicht auf Vampire

Codename Nike - Annika Dick

Codename Nike
von Annika Dick

Ein missglücktes Genprojekt der Einrichtung OLYMPUS ließ Soldaten vor Jahrzehnten zu Vampiren werden. Vor etwa zwanzig Jahren wurde die kleine Nike als Erste in einem weiteren Genprojekt operiert, um gegen diese Vampire kämpfen zu können. Nun muss sie nicht nur feststellen, dass sie selbst sich in eines der Monster verwandelt, die sie jagt, sondern auch, dass Wahrheit und Lüge in ihrem Leben nicht eindeutig sind. Thanos versteckt sich vor OLYMPUS, die ihn vor Jahrzehnten zu einem Elitesoldaten machen wollten – und dabei zu einem Vampir machten. Er hat genug damit zu tun, Morde aufzuklären, die von seinesgleichen begangen wurden und kein Interesse daran, Nike in irgendeiner Weise zu helfen, oder sie bei sich aufzunehmen. Er ist sich sicher, weder der gemeinsame Feind, noch der Duft ihres Blutes, könnten ihn umstimmen.

Meine Meinung:
Ich kannte den Roman bereits aus der Betalesezeit und freute mich umso mehr, dass ich nun das fertige und überarbeitete »Endprodukt« in Händen halten darf. Gedruckt und mit diesem atemberaubend stimmigen Cover wirkt es gleich doppelt so genial, wie noch in der Urfassung.

Da bin ich also auch beim Stichwort – das Cover. Es ist super! Es ist düster, wie der Roman selbst, es ist heiß, wie einige Stellen im Roman selbst und die Schrift passt genial zum Gesamtbild. Großes Lob an den Verlag, das ist richtig gut gelungen.

Die Figuren, die ich begleiten darf, sind unterschiedlich und fesselnd. Es ist keiner dabei, der mir auf den Zeiger geht, keiner, der irgendwie irrational reagiert und die Handlungen stimmig.
Nike ist dabei die Protagonistin – eine Jägerin, die die ungeschönte Wahrheit erkennen muss. Dabei hilft ihr, eher ungern als freiwillig, Thanos, eigentlich ein Gegner, aber eben nur eigentlich.
Ihm zur Seite, und ebenso geheimnisvoll wie anziehend, Richard. Er ist mit einer der interessanteren Charakter in dieser Geschichte und gewiss jemand, den man nicht unterschätzen sollte.
Adam ist Arzt und wäre ohne die Gruppe sicherlich ein Opfer, aber ohne ihn würde etwas fehlen.
Natürlich werden noch einige andere Personen genannt und auch jene, die weit mehr Einfluß haben, als einem lieb ist, auch Personen, die den Leser überraschen und welche, die eher ganz unscheinig wirken, aber diese alle gebührend vorzustellen, würde etwas den Rahmen sprengen. Aber lernt sie doch selbst kennen? ;)

Die Seiten (nicht die Buchseiten, sondern die gute alte gut-böse-Seiten) sind sehr ausgeglichen und die Vergangenheiten gut durchdacht, was die Autorin in gefühlvoller Sprache zum Ausdruck bringt. Man sieht sich in der Tat einigen »Fachbegriffen« ausgesetzt, wie beispielsweise Vrykodingenskirchens (bitte nicht übel nehmen, aber ohne nachgucken bekomme ich es nicht geschrieben, gesagt aber schon) – aber das ist der Spaß daran, es wird sogar erklärt und zwar nicht mit Professorkittel und erhobenem Finger, sondern schön verwoben. So weiß jeder, was Sache ist, und das, obwohl man manche Begriffe nicht kennt, wunderbar. Die Landschaft, so denn sie nötig ist, wird beschrieben, da sich das meiste aber in einem engen Rahmen abspielt, ist diese natürlich nicht ganz so üppig, was mir jedoch (noch) nicht wirklich fehlte.

Fazit:

Dieses Buch, diese Geschichte ist heiß. Punkt, Aus, Ende. Und wenn ich das sage, meine ich es so. Angefangen beim düsteren Einstieg und dem Tod einer Mutter, über dieses unterschwellige Knistern, wie eine Glut, die verborgen unter Holzscheiten vor sich hin dämmert, um dann stetig anzuschwellen und zu einer großen Flamme heranzuwachsen.
Und wenn bei Cover und Klappentext noch nicht klar ist, dass dies hier nichts für junge Leser ist, der sei hiermit offiziell gewarnt – es gibt Sex. Jap, jawohl. Und diese Passagen können noch nicht einmal peinlich berührt überblättert werden, nope, denn sie sind elementar (keine Sorge, hier wird niemand schwanger oder doch, oder nein, oder was anderes? Neihein, ich spoiler heute nicht) aber wichtig sind sie dennoch. Und seien wir ehrlich, jeder will in seinen Gedanken dieses Sahneschnittchen Thanos sehen – meow.

Räusper – ich schweife ab.

Annika Dick hat mit dieser Geschichte bewiesen, dass sie neben historisch sehr wohl auch düster und in der heutigen Zeit schreiben kann. ebenso überzeugt sie mit einer neuen Interpretation von "Vampiren". Keine Sagen, keine Mythen, nein, ihre Vampire sind belegte Wissenschaft, Genprojekte, pure Realität, und absolut Glitzerfrei, klasse!
Ebenso versteht es die Autorin liebenswerte Sidekicks einzuweben, ohne dass diese auf Teufel komm raus um ihren Platz kämpfen müssen. Gut ist böse und umgekehrt und dieses Karussell dreht sich ununterbrochen.
Vielleicht könnte man hier oder da ein bisschen mehr Kribbeln, Gefühl, oder Landschaft einfordern, doch bei genauem Hinsehen, Nachwirken lassen, wird klar, dass die Autorin hier von allem etwas abgeliefert hat und einen tollen Einstieg in eine fesselnde Geschichte geschrieben hat.
Bleibt nur die Frage – gibt es eine Fortsetzung?