Rezension

Einfach ehrlich

Ich bin die perfekte Frau
von Helena Fackel

Bewertet mit 5 Sternen

Ehrlich, geradeaus - keine Schönrederei.

Ich habe wirklich sehr lange überlegt, ob ich das Buch „Ich bin die perfekte Frau“ von der jungen Autorin Helena Fackel lesen soll oder nicht. Normalerweise lese ich nämlich lieber Thriller und andere Romane und Biografien eher selten. Aber dieses Buch hat mich sehr neugierig gemacht, nachdem ich unabhängig voneinander, sowohl von Freunden als auch von Kollegen viel von dem Buch gehört habe. All das hat mich sehr neugierig gemacht und deshalb habe ich mir das Buch besorgt. Auf dem Titel des Buches ist ein gezeichnetes Portrait der Protagonistin, das nichts Gutes erahnen lässt. Bereits im Vorfeld hatte ich gehört, dass das Leben von Helena ziemlich krass sein soll. Und vor allem soll es ganz anders sein als das, was man hierzulande als Standard gewohnt ist. Nachdem ich das Buch nun innerhalb von gerade mal drei Tagen förmlich verschlungen habe, kann ich nur sagen: Ich bin geschockt. Gleichzeitig aber auch dankbar, dass mein Leben so ist und so verlaufen ist, wie es ist und ganz anders als das von Helena. Das arme Mädchen, welches selbst gerade erst so ca. Mitte 20 ist, musste Dinge ertragen, die für mich einfach unvorstellbar sind. Ob es nun die ständigen Demütigungen sind oder auch die sexuellen Abgründe: Alles erklärt sie in dem Buch explizit bis ins Detail. An manchen Stellen hätte es ruhig etwas ungenauer beschrieben werden können. Mir als zartbesaitete Leserin sind so einige Szenen ziemlich an die Nieren gegangen. Bereits ganz am Anfang des Buches, als Helena noch ein kleines Mädchen ist, das in Tschetschenien lebt, hatte ich zum ersten Mal Tränen in den Augen. Im weiteren Verlauf waren es dann oft auch Tränen der Wut, weil sie so unfair behandelt wird. Ich gebe zu, dass es mir zwischendurch auch zu viel war und ich das Buch zur Seite legen musste um den Kopf freizubekommen. Ich habe dann aber immer wieder schnell weiter gelesen, denn ich muss zugeben, das Buch ist einfach auch super spannend geschrieben. Man möchte einfach immer wissen „Wie geht es weiter?“ und „Gelingt es Helena aus der Hölle zu entkommen?“. Komischerweise scheint es Helena selbst noch am wenigsten zu interessieren und zu stören, was mit ihr gemacht wird. Dies wirkte die ganze Zeit ziemlich befremdlich auf mich. Aber durch den Anfang des Buches und den Rückblick auf ihre Kindheit ist dem Leser klar, dass dies seinen Ursprung darin hat, das ihr Wille und ihre Persönlichkeit bereits in der Kindheit von der Familie gebrochen wurde. In Tschetschenien scheint solch eine Vorgehensweise völlig normal zu sein. Aber das Buch spielt nicht in Tschetschenien, zumindest nicht die ganze Zeit. Nur am Anfang lebt die Familie von Helena noch in dem Land, dann ziehen alle nach Hamburg. Ich finde es erschreckend, dass solch ein Schicksal, wie das von Helena quasi hier bei uns vor der Tür passiert. Man sollte doch meinen, dass es so etwas hier nicht gibt in einem Land wo Frauen quasi dieselben Rechte haben, wie Männer. Es wirkt fast wie eine Parallelgesellschaft. Ich möchte nicht wissen, wie vielen Frauen es in Deutschland so geht wie der armen Helena.

Kommentare

Fiora198 kommentierte am 27. Februar 2015 um 09:35

"Ich bin die perfekte Frau" von Helena Fackel