Rezension

Einige Logikfehler, dennoch gut

Mucksmäuschentot - Gordon Reece

Mucksmäuschentot
von Gordon Reece

Bewertet mit 3.5 Sternen

“Mucksmäuschentot” ist mir bereits mehrfach in den Buchhandlungen aufgefallen. Obwohl mir das Cover gefallen hat, habe ich das Buch jedoch lange nicht beachtet. Eigentlich schade, denn hätte ich gewusst, wie gut es ist, hätte ich es wohl schon viel eher in die Hand genommen.

Gordon Reece hat einen großartigen Schreibstil. Er schreibt sehr eindringlich und beschreibt seine Charaktere sehr genau. Gefühle und Gedanken werden gut vermittelt und auch die Umgebungen werden so beschrieben, dass man sich alles bildlich vorstellen kann. Zwar gibt es bei den Gedanken von Shelley sehr viele Wiederholungen, die nicht hätten sein müssen, aber dadurch wird die Geschichte zum Glück nicht langatmig. Was mich jedoch sehr gestört hat, waren die Veränderungen, die bei Shelley und ihrer Mutter aufgetreten sind. Es wirkte gegen Mitte der Geschichte oftmals nicht mehr authentisch und dadurch konnte ich auch nicht mehr so mitfiebern, wie am Anfang der Geschichte.

Shelley ist ein sehr ruhiges und unauffälliges Mädchen, das in der Schule über längere Zeit von ihren ehemals besten Freundinnen gemobbt wurde. Sie wurde geschlagen, bestohlen und sogar in Brand gesetzt. Ihre Lehrer und Mitschüler haben ihre Augen vor den Taten verschlossen und somit wurde das Leben von Shelley immer unerträglicher. Als sie sich ihrer Mutter anvertraut und diese ihr helfen möchte, werden beide von Polizei und Schule nicht ernst genommen und so verkriechen sich die beiden Frauen nur noch mehr. Sie ziehen um und versuchen, ihr altes Leben hinter sich zu lassen, doch leider sind sie nach wie vor ohne Selbstbewusstsein und lassen alles über sich ergehen. Oftmals bemitleiden sie sich sogar selbst, sodass es stellenweise unerträglich ist, ihren Gedanken zu folgen.

Der Mann, der in ihr neues Haus eindringt, verändert das Verhalten von Shelley und ihrer Mutter enorm. Sie begehen eine ungeheuerliche Tat, für die sie sich anscheinend nicht schämen. Aus unerklärlichen Gründen hat den beiden Frauen dies einen enormen Kick gegeben, sodass sie plötzlich mutiger und selbstbewusster erscheinen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht so wirklich, wie ich mit dieser plötzlichen Änderung umgehen sollte, denn ich habe eine so krasse Veränderung nicht erwartet – schon gar nicht nach so einer Tat.
Aus Opfern werden Täter, dies passiert leider viel zu häufig. Ich habe mehrfach versucht, mich in Shelley und ihre Mutter hineinzuversetzen, leider ist mir dies nicht ganz gelungen und somit blieb oftmals ein kleines Kopfschütteln zurück.

Obwohl das Cover so schlicht ist, gefällt es mir dennoch sehr gut. Die Schlichtheit erinnert mich zwar ein wenig an “Mister Monster” von Dan Wells, aber Ähnlichkeiten passieren ja oftmals ungewollt. Die Blutflecken sind sehr passend und auch die Blautöne wissen durchaus zu gefallen. Die Kurzbeschreibung liest sich ebenfalls gut und beschreibt die Geschichte optimal.

Insgesamt hat “Mucksmäuschentot” so einige Schwächen, was seine Charaktere angeht. Dennoch ist die Geschichte oftmals so interessant und spannend, dass das Buch durchaus lesenswert ist. Allerdings sollte man über kleine Logikfehler hinwegsehen müssen, wenn man sich voll und ganz auf das Buch einlassen möchte. Dennoch: Ein gutes Buch und von daher auch eine Leseempfehlung!