Rezension

Einsame Entscheidung vor dem Hintergrund von Wirtschaft, Politik und Familie!

Tarif -

Tarif
von Simon Tanner

Bewertet mit 5 Sternen

Spannend, aktuell und authentisch

Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen, obwohl es um Wirtschaft, Tarifverhandlungen, Politik und Familiengeschichte geht.

Das Cover zeigt im unteren Bereich einen Berg von Papierschnipsel (durch einen Aktenvernichter) in einem überlaufenden orangefarbenen Mülleimer, darüber auch in Orange der Titel des Romans „Tarif“, alles vor einem blütenweißen Hintergrund.

Der Klappentext macht neugierig auf einen Roman der uns die engen Verflechtungen zwischen Wirtschaft, Politik und Familiengeschichte aufzeigt.

Fazit:

Ich war erst ein bisschen skeptisch ob dieser Roman etwas für mich wäre aber einmal angefangen fand ich ihn sehr spannend.

Wir lernen Johannes Trapp kennen der als jüngster Gewerkschaftssekretär der Vereinigte Gewerkschaft Metall am Zeil seiner Wünsche angekommen ist. I Moment führt er die Tarifrunde mit dem großen Metallunternehmen Stinzigwerke. Es entbrennt ein harter Kampf um das Schicksal tausender Arbeitsplätze und mit ihnen das Leben und die Zukunft ganzer Familien stehen auf dem Spiel.

Auf der Suche nach einer Lösung stößt Johannes auf immer mehr Hinweise das seine Familie sehr eng mit den schwerreichen Stinzigs verbunden ist. Er sieht ich immer mehr gefangen in einer Verflechtung aus kompromisslos gehüteten Geheimnissen, uralte Tarifversprechen, milliardenschwere Drohungen und eine tragische Liebesgeschichte. Doch am Ende muss er eine Entscheidung treffen, folgenschwer und allein – wird es die richtige ein?

Im Roman sind gut die Verflechtungen und Interessen bei Tarifverhandlungen zwischen Wirtschaft und Politik dargestellt. Auch das sowohl auf der Seite der Arbeitgeber als auch auf der Seite der Gewerkschaft mit nicht immer sauberen Mitteln gekämpft wird. Ob es üble Nachrede oder andre Verunglimpfungen von beteiligten Personen ist, schonungslos ist jedes Mittel recht, um ein angestrebtes Ziel zu erreichen – manchmal verselbstständigen sich solche Aktionen auch und werfen gewaltige Wellen. Selbst Johannes hat innerhalb seiner eigenen Tarifkommission Gegner, vor allem das er noch recht jung und unerfahren als Gewerkschaftssekretär ist. Dazu kommt eine tragische Familiengeschichte und -geheimnis das seine Entscheidung unbewusst mit beeinflusst und ihm das individuelle Handeln erschwert.

Für mich war gerade Johannes mit all seinem Hintergrund, auch dem familiären sehr authentisch. Man konnte seine innere Zerrissenheit spüren und gut nachvollzeihen, vor allen Dingen sein sträuben mit unsauberen Mitteln zum Ziel zu kommen. Vor allem Entscheidungen vor den Hintergrund der Bedrohung seiner Familie. Es zeigt aber auch deutlich, dass die Entscheidungen einer einzelnen Person sehr wohl ausschlaggebend für viele Menschen in seinem Umfeld sein können.

Ich empfand den Roman als sehr gelungen, gerade weil es ja von einem Autor geschrieben wurde, der jede Menge Hintergrundwissen hat und dies für die Leser*innen in verständliche Worte kleidet. Von mir 5 Sterne dafür.