Rezension

Eintauchen in eine andere Welt, atmospährisch und fesselnd

Ein Sonett für die Müllerin -

Ein Sonett für die Müllerin
von Annette Spratte

uni 1649, in der Nähe von Michelbach im Westerwald. Der dreißigjährige Krieg ist seit einigen Monaten vorbei, Sophies Mann Dietrich ist aus dem Krieg noch immer nicht heimgekehrt, doch sie gibt die Hoffnung nicht auf. Derweil muss sie ihren Vater immer mehr bei seiner Arbeit als Müller unterstützen, da dieser mehr und mehr gesundheitliche Probleme hat. Als ein kopflose Leiche im Mühlengraben gefunden wird und merkwürdige Dinge geschehen, glaubt die Magd Martha an einen Mühlengeist. Sophie jedoch findet Blumen und Gedichten und glaubt nicht an einen Geist, allzugerne würde sie das Geheimnis lösen, doch dann kehrt Dietrich zurück und die Situation verändert sich dramatisch.

Anette Spratte hat mich mit diesem Roman in eine lange zurückliegende Zeit mitgenommen. Dennoch, obwohl der Alltag meist so anders aussah, als bei uns, sind auch diese Protagonisten Menschen wie wir. Mit Gefühlen, mit Krankheiten, mit romantischen Gedanken, aber auch mit Leid und Pein. Ist der Anfang noch beschaulich und ruhig und stimmt auf das (alltägliche) Leben ein, verändert sich im zweiten Drittel die Lage dramatisch. Hier muss Sophie einiges erleiden, als Leser wird man tief berührt von diesen Entwicklungen und leidet mit. Ein Buch, dass man kaum aus der Hand legen möchte. Denn Annette Spratte hat es geschafft, dass man sich nicht nur die Umgebung, die Handlung und die Personen sehr realistisch und authentisch Vorstellung kann, sondern dass man auch emotional gefangen genommen wird. Man lernt mehr über das Müllereiwesen und was es bedeutet eine Mühle zu führen, wie damals gelebt, geurteilt und gestorben wurde, die Autorin hat hier sehr viel recheriert und das merkt man beim Lesen.

Sophie ist natürlich die Hauptperson, aus ihrer Sicht erlebt der Leser, was es bedeutet als Frau in der damaligen Zeit zu leben. "Ein Sonett für die Müllerin" ist neben den leidvollen Passagen romantisch, spannend und manchmal auch sehr humorvoll (hier erwähne ich ganz besonders aus den vielen interessanten Nebenfiguren die Magd Martha, die mit ihrer knappen und direkten Art das Herz auf dem rechten Fleck hat, auch wenn sie manchmal etwas kauzig rüber kommt). Diese ausgewogene Mischung aus allem hat mich sehr gefesselt und Sophie, die Magd Martha und so manch andere Personen sind mir sehr ans Herz gewachsen.