Rezension

Elises schwieriger Weg zur Vampirheilerin

Himmelsgnade
von Nina Melchior

Bewertet mit 4 Sternen

Elise ist mit dem Wissen um Übernatürliches aufgewachsen, auch wenn der große Teil der Gesellschaft um sie herum davon nichts ahnt. Ihr Vater hatte sich der Vampirforschung verschrieben und suchte fieberhaft nach einem Weg, um die Vampire zu heilen. Als er der Lösung endlich nah schien, starb er auf ungewöhnliche Weise. Elises Trauer hält sie lange Zeit davon ab, ihr Erbe anzutreten und selbst auf die Suche zu gehen. Als sie sich nach einiger Zeit doch dazu entscheidet, beginnt ein Abenteuer, von dem sie selbst wohl nicht geglaubt hätte, dass es passieren könnte. Gefahren, Geheimnisse, Lügen – und mitten drin steckt Elise.

 

Elise ist auf der einen Seite eine sehr ehrgeizige und zielstrebige, junge Frau, auf der anderen Seite lässt sie sich jedoch auch verunsichern und aus dem Konzept bringen von der Männerwelt. Eine Ablenkung, die sie eigentlich gar nicht gebrauchen kann. Aus Mangel an Informationen bewertet sie einige Situationen falsch und lässt sich dadurch fast von ihrem Weg abbringen. Elise lebt sehr zurückgezogen und meidet soziale Kontakte. Was soll sie denen auch erzählen?! Sie forscht an Vampiren würde bei vielen Menschen wohl eher dazu führen, dass sie sie zum Arzt schicken, auslachen oder dann von selbst meiden. Was für Elise normal ist, ist für den Großteil der Gesellschaft unvorstellbar.

Magnus und Michael sind total verschieden und doch haben sie einen entscheidenden Punkt gemeinsam: sie sind ein wichtiger Teil in Elises Leben, verlangen auf ihre ganz eigene Art ihre Aufmerksamkeit und Vertrauen. Eine schwierige Situation für die junge Frau, die noch so viele Geheimnisse lüften muss, um die beiden „Männer“ zu durchschauen.

 

Der Schreibstil von Nina Melchior ist angenehm, besonders gern mag ich, wie die Autorin das Übernatürliche mit der Realität verknüpft. Es ist einfach präsent, ohne dabei ständig angezweifelt oder mit Schrecken aufgenommen zu werden. Das liegt natürlich an Elises Wissen, ich finde diese Art jedoch sehr schön. Es gibt auch für Elise noch viel Unklares, Geheimnisvolles und Zweifelhaftes, was sie im Verlauf der Geschichte versucht zu ändern. Schock, Ungläubigkeit und innerliche Distanz zu dem Thema „Vampire“ kommt hier allerdings nie auf. Man kann sich dadurch ganz anders auf die Geschichte einlassen und gemeinsam mit der Protagonistin auf die Suche nach dem mysteriösen Heilmittel gehen.

Durch die Perspektivwechsel ist man als Leser Elise häufig einen Schritt voraus. Man bekommt einen umfassenden Blick auf die Handlung und erfährt auch Dinge über Michael und Magnus, die Elise durch ihre Abwesenheit in den Situationen, nicht wissen kann. Ihren Weg zur Wahrheit zu begleiten ist dadurch sehr interessant und man ist gespannt, wie lange es dauert, bis sie die Rätsel gelöst bekommt.

Magnus erfüllt einige Erwartungen, die man an einen Vampir hat, es gibt aber auch immer mal überraschende Momente, auch für Elise. Die beiden haben eine ungewöhnliche Verbindung, bei der man gespannt sein darf, wie es sich weiter entwickelt.

Lange Zeit habe ich das Cover des Buches sehr skeptisch betrachtet, da es nicht wirklich zur Geschichte bzw. der Protagonistin passte und ich mich doch sehr gefragt habe, wieso man es so gewählt hat. Doch im Verlauf der Handlung wird deutlich, was es damit auf sich haben könnte, so dass ich mich dann auch damit anfreunden konnte.

Am Ende des Buches ist man mitten drin in der Geschichte und wird dann mit seinen Gedanken erst mal allein gelassen. Reichlich offene Fragen warten darauf beantwortet zu werden und ich vermute, auch die Dinge, die jetzt recht klar scheinen, können sich noch einmal wandeln.

 

Ein schönes Debüt mit einer interessanten Geschichte. Während man sonst immer nur von der  Welt der Vampire liest, wie sie ist und bleibt, versuch hier Elise einen Vampir zurück in ihre Menschenwelt zu holen. Ein Unterfangen mit Problemen, Hindernissen und ungeahnten Stolpersteinen. Man darf auf die Fortsetzung gespannt bleiben.