Rezension

emotionales Gedankenfutter

Nur einen Horizont entfernt - Lori Nelson Spielman

Nur einen Horizont entfernt
von Lori Nelson Spielman

Bewertet mit 5 Sternen

In Lori Nelson Spielmans zweitem Roman geht es um die Fernsehmoderatorin Hannah Farr. Zu Beginn des Buches wirkt sie unsicher und ängstlich. Sie klammert sich an ihren Job und ihren Freund und durch ihre Tagträumereien von der Zukunft hat sie übersteigerte Erwartungen, die schnell enttäuscht werden können. Ihre Unsicherheit führt zudem dazu, dass sie sich sehr nach anderen richtet und ihnen mehr vertraut als sich selbst. Da sie nie mit jemandem die Geschehnisse in ihrer Kindheit zurechtrücken konnte, steckt sie in ihren eigenen Erinnerungen fest und ist unfähig ihrer alten Peinigerin und Mitschülerin zu vergeben, als diese ihr Versöhnungssteine schickt und sich für damals entschuldigt. Im Verlauf des Buches lernt Hannah zu vergeben und selbst um Verzeihung zu bitten, wodurch sie weniger verbittert ist und mit größerer Leichtigkeit durchs Leben geht. Sie vertraut auf ihr Bauchgefühl und fällt ihre Entscheidungen unabhängig von den Erwartungen anderer.

Zentrales Thema des Buches ist Versöhnung, Vergebung und das Bitten um Verzeihung. Oft haben wir Angst davor, um Verzeihung zu bitten, weil wir nicht abschätzen können, was wir damit lostreten. Aber wenn wir uns überwinden können, nimmt es eine große Last von uns.
Wichtig, um vergeben zu können, ist, dass man nicht nur seinen eigenen Blickwinkel sieht, sondern die Blickwinkel aller Beteiligten, um ihre Handlungen ein wenig verstehen und nachvollziehen zu können - vielleicht hätte man in so einer Situation ja ähnlich gehandelt. Dann wird es auch möglich zu verzeihen.

Trotz des eher heiklen Themas, ist das Buch wundervoll emotional und flüssig geschrieben. An manchen Stellen kommen einem die Tränen und an anderen kann man sich das Lächeln nicht verkneifen.
In dem Buch gibt es wundervolle, weise Charaktere; besonders Hannahs blinde Freundin Dorothy ist absolut entzückend.
Das einzige kleine Minus in meinen Augen ist der plötzliche Schluss, der ein wenig ins Kitschige abdriftet. Da der Schluss aber nur so einen kleinen Teil der Geschichte ausmacht, fällt das Minus kaum ins Gewicht.

Ein wirklich schöner emotionaler Roman, den man kaum aus der Hand legen kann.