Rezension

Endlich frei!

Ich wähle die Freiheit - Chalat Saeed, Martin Redies

Ich wähle die Freiheit
von Chalat Saeed Martin Redies

Bewertet mit 4 Sternen

Die irakische Kurdin Chalat Saeed ist ein mutiges, selbstbewusstes Mädchen. Sie vermisst ihren Vater sehr, der als Freiheitskämpfer starb. Sie wächst mit dem Gefühl auf, dass ihr Vater sie besonders viel geliebt hat.

Ihre Kindheit ist relativ unbeschwert, auch wenn dunkle Schatten hineinfallen, wie die Beschneidung der älteren Mädchen in der Nachbarschaft. Sie ist eine sehr gute Schülerin, aber schon früh wird sie aus der Schule genommen. Ihre Aufgabe besteht nun darin im Haushalt mitzuhelfen.

Mit vierzehn Jahren wird sie an einen älteren Mann verheiratet. Obwohl in ihrer Kultur normalerweise Cousins heiraten, braucht ihr älterer Bruder das Brautgeld, das er für sie bekommt. Damit kann er das Mädchen heiraten, das er sich ausgesucht hat.

Dem jungen Mädchen werden in dieser lieblosen Ehe alle Freiheiten genommen. Ihr fromm muslimischer Mann stellt sich als Extremist heraus. Sie darf das Haus nur selten verlassen. Er lässt sie noch nicht einmal ihre Herkunftsfamilie besuchen. 

Erst später kann sie an einem Nähkurs teilnehmen und anschließend einen kleinen Laden eröffnen. Wegen den politischen Verbindungen ihres Mannes flieht die Familie eines Tages aus dem Irak und gelangt nach Deutschland. Hier findet Chalat schließlich die langersehnte Freiheit.

Dieses Buch schildert das Leben einer jungen Frau, die in einer traditionellen, kurdischen Familie heranwächst. Es wird deutlich, dass eine Frau im Vergleich zu einem Mann in dieser Kultur nur wenig Wert hat. Erschreckende Erlebnisse, wie die eigene Beschneidung, werden mit nur wenigen Worten wiedergegeben. Diese Sprachlosigkeit lässt ahnen, wie verletzend das Erlebnis war.

In einfachen, oftmals fast kindlichen Worten, begleitet der Leser Chalat auf dem Weg von einer relativ unbeschwerten Kindheit zu einer unglücklichen Ehefrau. Die Flucht nach Deutschland und die Hinwendung zum Glauben kommen allerdings kaum zur Sprache. Diese Geschichte, so verspricht die Autorin, möchte ihre Tochter schreiben. Das ist ein wenig enttäuschend für Leser, die gerne mehr über Chalats Weg zum Glauben erfahren hätten.

Fazit: Das bewegende Zeugnis einer Frau, die unter der Unterdrückung einer extremen, muslimischen Kultur leidet. Der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben kann sie erst in Deutschland erfüllen. Obwohl das Buch mit einem Zeugnis über ihrem Glauben beginnt, erfährt der Leser leider nur wenig über diesen Teil ihrer Geschichte.