Rezension

Endspiel - Ein Schicksal

Endspiel - Pete Smith

Endspiel
von Pete Smith

Bewertet mit 4 Sternen

"Endspiel" von Pete Smith spielt im Jahr 2010. Es ist Frühsommer, die Fußball-WM begeistert Jung und Alt. Lionel, ein Geschichtsstudent bereitet sich auf seine Doktorarbeit vor. Nebenbei gibt er in einer Seniorenresidenz einen Computerkurs für die älteren Herrschaften, unter ihnen auch die 79jährige Elena Morgenstern.

Geistig noch topfit und interessiert führt Elena mit Lionel noch oft nach den Kursen Gespräche. In einem dieser Gespräche bittet sie ihn, ihre Geschichte aufzuarbeiten und aufzuschreiben. Sie übergibt ihm einen Koffer mit ihren Tagebüchern in denen sie während der Kriegszeit und auch danach festgehalten hat, was sie erlebe und was sie bewegt hat. Mit ihrer Mutter und ihrer Schwester musste sie während des Krieges ihre Heimat verlassen, lebte in verschiedenen Lagern. Später lernte sie Seraphin, ihren zukünftigen  Ehemann kennen, der die Jahre im Auschwitz überlebt hat. Allerdings schweigt er über diese Zeit beharrlich. Als der Auschwitz-Prozess in Frankfurt beginnt ist Elena Tag für Tag im Gericht und verfolgt den Prozess.

Die Geschichte in der Gegenwart um Linonel und seine Freundin waren für mich hier die Rahmenhandlung, im eigentlichen Mittelpunkt stehen Elenas Erinnerungen. Ihre Geschichte macht betroffen, die Flucht und der Kampf ums Überleben sind authentisch geschildert.

Der Autor hat akribisch recherchiert was den Auschwitz-Prozess betrifft und ihn in seine fiktive Handlung eingebaut. Es ist entsetzlich zu lesen, wie sich die Angeklagten während des Prozesses geben, wie sie sich selbst schon fast als Opfer darstellen. Keiner ist nur annähernd bereit seine eigene Schuld einzugestehen. Beim lesen hatte ich ein sehr beklemmendes Gefühl, die relativ nüchterne Erzählweise macht umso mehr betroffen. Kurze prägnante Sätze prägen den Schreibstil, die kurzen Kapitel lassen sich flott lesen. Die Geschichte um Elena ist von Anfang an fesselnd, nicht zuletzt weil Elena ein faszinierender Charakter ist. Die anderen Figuren blieben mir etwas zu blass, waren nur Randakteure.

Fazit: "Endspiel" ist ein lesenswertes Buch, wer sich für die Zeit des Nationalsozialismus interessiert sollte hier auf jeden Fall  zugreifen.