Rezension

»Er lebte, um zu leben.«

Der Ruf der Stille
von Michael Finkel

Bewertet mit 3 Sternen

Christopher Knight entschied sich bereits in jungen Jahren, einen anderen Weg zu gehen und so kehrte er der Gesellschaft den Rücken und zog sich völlig allein in die Wildnis zurück. Und das fast drei Jahrzehnte lang. Doch nur von der Natur allein konnte er nicht leben und so brach er in Ferienhütten ein, um sich zu versorgen. Bis er eines Tages gefasst und seine unglaubliche Geschichte erzählt wurde.

Journalist Michael Finkel recherchierte lange für Knights Lebensgeschichte, sprach mit ihm und Menschen, die ihn kannten oder die Opfer seiner Einbrüche waren. Er ist fasziniert von dem Mann, der ein Leben in Einsamkeit und Stille wählte und dafür auf jeglichen menschlichen Kontakt und Luxus aller Art verzichtete. Was trieb ihn zu dieser Entscheidung? Wie geht es ihm nun und was wird er jetzt, nach seiner Ergreifung, aus seinem Leben machen? Diesen und anderen Fragen geht Finkel nach, greift auf andere Aussteiger- und Einsiedlergeschichten zurück, zieht Parallelen, um zu einem Schluss zu kommen. Ob ihm da gelingt, muss man selbst lesen. Für mich wurde die Frage beantwortet, doch ob es dazu wirklich 250 Seiten brauchte? Meiner Meinung nach nicht.
Denn leider kommt Chris selbst nur selten zu Wort, seine Geschichte wird nicht geradlinig erzählt, oft unterbrochen durch Faktenwissen und wie eben schon erwähnt, durch andere mehr oder weniger bekannte Geschichten. Die Spannung flacht so immer wieder ab und es gibt hin und wieder Längen. Für sich genommen, sind sämtliche Fakten interessant, waren aber im Bezug auf Chris' Geschichte irrelevant und störten aus meiner Sicht den Lesefluss.
Finkel gelingt es allerdings sehr gut, die Sehnsucht Knights nach Stille und Einsamkeit zu transportieren. Diese Passagen waren berührend und eindringlich. Hier werden der Charakter und das Seelenleben des Mannes perfekt verdeutlicht. Auch Chris' Cleverness und sein Überlebenswille sind perfekt geschildert. Das alles war spannend und hochinteressant.

Fazit

Insgesamt ein gutes Buch mit flüssigem Schreibstil und viel gut recherchiertem Beiwerk (u.a. Faktenwissen). Die wirklich interessante, wahre Geschichte bleibt dabei leider etwas blass, auch wenn es etliche großartige Momente gab.