Rezension

Erfahrungsbericht

Mogli - Manuela Kuffner, Shirley Michaela Seul

Mogli
von Manuela Kuffner Shirley Michaela Seul

Aljoscha ist 3, als den Eltern auffällt, dass er manchmal nicht hört, auch beginnt er zu stottern. Sehr schnell wird die Diagnose Landau-Kleffner-Syndrom gestellt und die Familie muss zusehen, wie Aljoscha in kurzer Zeit die Sprache verliert. "Mogli" ist der Erfahrungsbericht von Aljoschas Mutter, die über die Jahre mit der Krankheit berichtet.

Es fällt mir schwer hier eine Punktzahl zu vergeben. Am Anfang wurde sehr dramaturgisch gearbeitet (es sollte alles noch viel schlimmer kommen...), was mich sehr gestört hat. Zum Glück hat sich das rasch reduziert und die Geschichte wurde in einfachen, klaren Sätzen erzählt. Die Sprache ist einfach, es ist eben ein Erfahrungsbericht und keine Literatur. Inhaltlich haben sich insbesondere im ersten Drittel ein paar Fehler eingeschlichen (das Kind hat ganz sicher keine Rückenmarkspunktion erhalten), da hätte ich mir ein besseres Lektorat gewünscht. Es ist gut beschrieben, wie die Erkrankung des Kindes die ganze Familie auf den Kopf stellt, wie das Kind zum Lebensinhalt der Mutter wird und auch die Schwierigkeit dieser sich einzugestehen, dass ihr Kind behindert ist. Nicht immer ist die Geschichte jedoch für mich nachvollziehbar. Es wird beschrieben, wie einfach es Aljoscha zu erklären war, dass der Vater von der Reise mit einem Hundebaby wiederkommen wird, aber es war nicht möglich ihm klar zu machen, dass er vor dem Überqueren der Straße nach links und rechts sehen soll. Frau Kuffner konzentriert sich in dem Buch sehr auf die Familie bzw. vor allem ihre eigene Situation mit dem Kind, was durchaus verständlich ist. Jeder, der mit behinderten Kindern zu tun hat, wird sich beim Lesen jedoch fragen, warum erhält dieses Kind keine professionelle Förderung (Frühförderung, Logopädie, Ergotherapie)? Dies kann durchaus eine Entlastung der Familie sein und wird erst ganz am Ende kurz erwähnt.

Insgesamt ist es jedoch eine Geschichte, die man weiterlesen möchte, einfach um zu erfahren, was aus Aljoscha wird.