Rezension

Erfrischender Reihen-Auftakt mit venezianisch angehauchtem Weltenentwurf

Ein Himmel aus Lavendel - Marlena Anders

Ein Himmel aus Lavendel
von Marlena Anders

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich liebe die Bücher vom Drachenmond Verlag und hatte mich gleich in das Cover von „Ein Himmel aus Lavendel“ verliebt. Umso größer war meine Freude, als ich das Buch testlesen durfte.

Emery und ihre Familie lebten in großer Armut, bis ein Fremder Emery eines Tages einen Handel anbot. Eine Gabe im Tausch gegen ihre Seele. Um ihrer Mutter und ihrer Schwester ein normales Leben zu ermöglichen, ging Emery auf den Handel ein. Doch dann scheint es fast so, als hätte sie ihre Seele an den Teufel verkauft. Emery wird zur Diebin und kann sich durch ihre Gabe in einen Phönix verwandeln und in Flammen aufgehen, wenn sie kurz davor ist erwischt zu werden. Der Preis für ihre Gabe kostet sie jedoch auf lange Sicht ihr Leben. Während ihre Familie nichts ahnend weiterlebt, kommt Emery dem Tod mit jeder Verwandlung näher. Eines Tages trifft sie auf Nael, der angeblich weiß, wie man den Phönix-Fluch brechen kann. Aber auch Nael verbirgt ein dunkles Geheimnis.

Der Einstieg in das Buch ist mir dank des angenehmen Schreibstils sehr leicht gefallen. Das Buch beginnt mit einem sehr ruhigen Erzähltempo, da die Autorin der Geschichte viel Raum lässt, um sich zu entwickeln. Auf diese Weise erfährt man direkt einiges über den Weltenaufbau und kann sich von Anfang an gut orientieren. Zu Beginn lernt man das Leben und die Gebräuche in Emerys Heimatstadt Avize kennen und bekommt einen ausführlichen Einblick in Emerys Alltag als Diebin. Das Erzähltempo steigert sich im Laufe der Geschichte langsam aber kontinuierlich, bis es zum Schluß regelrecht rasant wird. Zu Beginn hätte ich mir allerdings ein klein wenig mehr Spannung gewünscht. Die Idee des Phönix-Fluches in Verbindung mit dem Weltenentwurf hat mir sehr gut gefallen. Die Menschen in Avize verhüllen sich mit prächtigen Gewändern. Exotische Masken sorgen für Anonymität in einer Welt, in der niemand sein Gesicht zeigt. Durch den detaillierten Schreibstil hatte ich direkt Bilder im Kopf. Avize mit seinen vielen Wasserkanälen, Masken und Kleidern hat mich an Venedig zur Dogenzeit erinnert. Noch heute kann man an Karneval in Venedig die prachtvollen Masken und herrschaftlichen Gewänder bewundern. Für mich ist dieser Weltenentwurf eine erfrischende Idee, die bei mir großen Anklang gefunden hat.

Die Hauptprotagonistin Emery wirkte auf mich sehr authentisch. Ich konnte gut mit ihr mitfühlen und ihre Handlungen nachvollziehen. Besonders ans Herz gewachsen ist mir Amra, die Schwester von Emery. Die Beziehung der Schwestern ist sehr eng und liebevoll. Amra spielt in diesem ersten Band keine große Rolle, doch das Ende lässt vermuten, dass sich dies in der Fortsetzung noch ändern wird. Zu Nael hingegen konnte ich keine Verbindung aufbauen, da er sehr unnahbar ist und man nur wenig von seinen Gedanken erfährt. Dadurch wirkt er hart und distanziert. Erst zum Ende des Buches hin konnte ich mich besser in Nael hineinversetzen. Neben Emery und Nael spielen die Charaktere Rhys, Caia und Ascher eine wichtige Rolle. Sie sind ebenso wie Emery Ausgestoßene und leiden unter dem Phönix-Fluch. Diese drei habe ich von Anfang an in mein Herz geschlossen und hoffe, dass ich noch sehr viel von ihnen erfahren werde. Leider bleibt zum Ende des Buches eine wichtige Frage in Bezug auf diese drei Charaktere offen und es hat mich ehrlich gesagt wahnsinnig gemacht, diese am Ende nicht beantwortet zu bekommen. Man kann das schon fast als beiläufigen Cliffhanger sehen, der ganz nebensächlich eingebaut wird und doch so wichtig ist. Auch das Ende hat es in sich. Zum Schluß wird es wirklich rasant und spannend. Der richtige Cliffhanger auf den letzten Seiten hat mich total schockiert. Marlena Anders wartet mit einer überraschenden Wendung auf, die ich nicht vorhergesehen hatte. Alleine deshalb muss ich Band 2 schon lesen. Ich bin sehr gespannt darauf, was Marlena Anders sich in der Fortsetzung noch einfallen lässt.

Fazit: „Ein Himmel aus Lavendel“ von Marlena Anders ist ein ideenreicher Reihen-Auftakt, der mit einem venezianisch anmutenden Weltenentwurf überzeugt und Lust auf mehr macht. Auch wenn das Erzähltempo länger eher ruhig ist, konnte mich die Geschichte rund um Emery, Nael, Rhys, Caia und Ascher überzeugen. Ein wirklich fieser Cliffhanger macht es fast unmöglich, Band 2 nicht zu lesen. Ich bin sehr gespannt darauf, wie es weitergeht.