Rezension

Ernstes Thema gut umgesetzt

Carlsen Clips: Ich will das nicht! - Susanne Fülscher

Carlsen Clips: Ich will das nicht!
von Susanne Fülscher

Inhalt:
Die Trennung der Eltern markiert eine Zäsur in Zoes Leben. Das unfreundliche Ereignis resultiert für sie in einem Umzug in eine norddeutsche Kleinstadt mit ihrer Mutter.
Jedem Drama wohnt ein Anfang inne. Schlechte Noten, eine innerliche Unzufriedenheit und Mitschüler, die über Zoes Aussehen lästern, gehören zu den Startschwierigkeiten des Mädchens in ihrer neuen Heimat. Umso überraschter reagiert Zoe, als ihre Sportlehrerin Frau König sie auf dem Gang anspricht. Ein ehemaliger Schüler namens Timo, der mittlerweile Betriebswirtschaft studiert, möchte eine Zirkus-AG gründen. Mit ihren guten sportlichen Leistungen und als ehemalige Kunstturnerin wäre Zoe eine perfekte Verstärkung.
Zoe ist von Frau Königs Vorschlag schnell zu überzeugen. Vielleicht wäre der Beitritt in die Zirkus-AG etwas, dass ihr Leben verändern würde. Etwas, was helfen könnte, sich in dieses neue Leben zu integrieren. 
 
Es war eine gute Entscheidung: Die Mädchen in der AG sind so ganz anders als ihre anderen Mitschülerinnen. Sie schenken Zoe Anerkennung und Timo kann gar nicht damit aufhören, sie mit Lob und Anerkennung zu überschütten.
Die Zeit vergeht und umso länger Zoe mit den Mädels ihren Auftritt für eine finale Aufführung an der Schule probt, umso mehr fällt ihr auf, dass Timos Blick gelegentlich etwas Unprofessionelles an sich hat. Auch neigt er oft dazu, Empathie mit nahezu zärtlichem Körperkontakt zu bekunden.

Im Detail:
Susanne Fülscher schreibt mit „Ich will das nicht!“ eine Geschichte über ein Mädchen, das neu an der Schule ist. Der Neuanfang, den Zoe hinlegt, ist nicht unbeschwert. Der Beitritt in die neue AG sorgt für Anerkennung und Lob. Etwas, wonach sich jeder Mensch in der Tiefe seines Herzens sehnt. Bald wird sie aber gezwungen ihre rosarote Brille zurecht zurücken.
Timo verliert nämlich rasch die professionelle Distanz. Zoe merkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Doch wann ist die Grenze erreicht? Wann hört Nettigkeit auf und wann fängt Belästigung an?

Fazit:
In „Ich will das nicht!“ widmet sich Susanne Fülscher Geschlechterdiskursen. Sie erzählt die Geschichte eines Mädchens, dem es schwerfällt, am neuen Wohnort Kontakte zu knüpfen. Die neue Zirkus-AG bietet einen willkommenen Ausweg aus der Misere. Von einem Tag auf den anderen bekommt Zoe Lob und Anerkennung geschenkt. Sie findet Freunde. Nur einen Haken hat das Ganze. Der neue Lehrer scheint hinter der Maske aus Freundlichkeit und Nettigkeit etwas zu verbergen.
Susanne Fülscher gibt mit literarischer Kunstfertigkeit einen Einblick in die komplexen Geschehnisse rund um Frauen in Konfliktsituationen und sexualisierte Gewalt. Sie zeigt wie aus Verletzungen eine Stärke erwachsen kann, die Veränderungen bringt. Sie verknüpft in dem Buch individuelles Empowerment von Frauen mit dem gemeinsamen Kampf gegen Sexismus.
Mit „Ich will das nicht!“ hält man ein Buch in der Hand, für das man sich uneingeschränkt stark machen kann. Das Buch gibt ein Vorbild für den unbedingten Willen zur Selbstbestimmung.
Absolute Leseempfehlung!