Rezension

Erschreckend, bewegend, authentisch !!!

Himmel ohne Sterne - Rainer M. Schröder

Himmel ohne Sterne
von Rainer M. Schröder

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

"Alija Bet – das ist der Codename für die illegale Einwanderung in das britische Mandatsgebiet Palästina. Und es ist der Hoffnungsschimmer am Horizont für Leah und Jannek – die beide als einzige ihrer Familien die KZs überlebt haben und nun 1946 traumatisiert als lebende Tote durch das zerbombte München ziehen. Sie hören von der gefahrvollen und teuren Überfahrt auf überfüllten Schrottdampfern, den vielen ertrunkenen oder in Internierungslagern der Briten inhaftierten Flüchtlingen, den Kämpfen mit den arabischen Einwohnern vor Ort. Aber sie haben keine Alternative. Und so machen sich die beiden als illegale Flüchtlinge auf den Weg über das Mittelmeer – mit der Hoffnung auf eine neue Heimat."

Meine Meinung:

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die die jeweiligen Standorte des Geschehens kennzeichnen. Geschrieben ist es aus der Sicht eines auktorialen Erzählers. Zu Beginn gibt es zwei Handlungsstränge, die jedoch sehr schnell und gekonnt miteinander verbunden werden.

Ich muss sagen, dass mich die Geschichte zutiefst berührt hat. Dass liegt zum einem an dem sehr bildlichen, einfühlsamen und dennoch erschreckend authentischen Schreibstil des Autors, zum anderen an dieser wirklich einzigartigen Handlung. Der Autor schafft es, dem Leser, ein unglaubliches Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln. Ich habe mit den Menschen mitgelitten, ihre Emotionen sehr deutlich fühlen können. Man kann es nur bewundern, wenn man nach einem solchen Martyrium, welches die Protagonisten hier durchlaufen müssen, noch soviel Hoffnung und emotionale Verbundenheit aufbringen kann.

Allein zu lesen, wie sich die Menschen, die einem Tod durch Vergasung in einem Konzentrationslager entgangen sind, fühlen, ist wahnsinnig erschreckend. Die Leere, die sich in ihnen ausbreitet, wenn sie feststellen, dass ihre ganze Familie gestorben ist, muss sich schrecklich anfühlen. Trotz der berührenden Schreibweise, kann dies wohl nur ein Mensch nachempfinden, der in einer solchen Situation gewesen ist. Auf der Suche nach Angehörigen treffen die beiden Protagonisten Leah und Jannek aufeinander. Sie sind alte Jugendfreunde und können ihr Glück kaum fassen.

Nach kurzer Zeit beschließen sie "gemeinsam einsam" zu sein. Sie durchlaufen verschiedene Lager, um schließlich gemeinsam auf den Weg nach Palästina zu machen. Dabei erwartet sie eine Reise voller Strapazen, Angst und wiederholte Gefangenschaft. Ich fand es wirklich schrecklich zu lesen, in welchem Zustand die Lager waren und dass sie überhaupt noch gab.

Jannek, ist ein eher verschlossener, ruhiger junger Mann, der mit seinem jungen Alter schon viele lebensbedrohliche Situationen erlebt hat und sich einen "Schutzpanzer" angelegt hat. Er reagiert häufig voller Hohn, Spott und sehr sarkastisch. Er ist verbittert, erscheint oft unterkühlt, zeigt wenig Gefühle. Leah hingegen, ein junges Mädchen, die auch ihre Familie verloren hat, ist einfühlsam aber sehr einsam. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als ein Zuhause, in dem sie sich geborgen und sicher fühlen kann. Leah ist ein hilfsbereites, intelligentes Mädchen.

Die Entwicklung der Charaktere war sehr spannend zu verfolgen und authentisch gestaltet. Die Protagonisten wachsen alle über sich hinaus und geben sich gegenseitig Kraft die Aufgaben zu meistern, sie wachsen und lernen durch Fehler, die sie machen.

Ich hoffe ich habe jetzt nicht zuviel verraten, ich kann euch das Buch wirklich nur ans Herz legen.

Es hat mir sehr gut gefallen.