Rezension

Erschreckend realitätsnah

Die Filiale -

Die Filiale
von Veit Etzold

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich „das Loft“ gelesen hatte, war ich begeisterter Anhänger von Veit Etzold und habe mich sehr auf „Die Filiale“ gefreut. Das Cover finde ich, auch der Farbgestaltung geschuldet, ein bisschen beunruhigend. Vor allem weil es erstmal nichts mit dem Thema Bankfiliale zu tun hat. Aber das ist nun mal Geschmackssache. Veit Etzold hat hier einen realitätsnahen Plot geschaffen, der so oder so ähnlich jedem einzelnen von uns passieren könnte. Ob das Buch wirklich ein Thriller ist, darüber kann man streiten, ich würde es vermutlich eher Finanzkrimi nennen.

Zum Inhalt: Laura ist Bankangestellte und eigentlich recht zufrieden mit ihrem Job und ihrem ruhigen Leben. Doch plötzlich hält sie ein Schreiben ihrer Bank in der Hand, dass sie und ihr Mann aus dem Haus, das sie von Bank mieten, ausziehen müssen. Laura ist erschüttert, schließlich haben sie an dem Haus einiges auf eigne Kosten renoviert. Sie sucht krampfhaft nach Möglichkeiten das Haus zu behalten und merkt dabei erst viel zu spät, wen sie sich damit zum Feind macht. Denn die Bank, so scheint es, will die Häuser unbedingt verkaufen und ist bereit, alle notwenigen Schritte dafür zu gehen.

Ich mag die Struktur des Buches, die sehr übersichtlich und gut nachvollziehbar ist. Die Kapitel stellen die einzelnen Wochentage dar, sodass die Handlung nur knapp eine Woche umreist. Die Unterkapitel geben dann die unterschiedlichen Handlungsorte wieder, sodass Teile der Handlung parallel verlaufen. So kann man gut am Ball bleiben und kommt vor allem auch am Anfang direkt gut in die Handlung rein.

Das Thema Finanzen finde ich persönlich ja etwas trocken und hier im Buch wird zwischenzeitlich viel mit Fachbegriffen und Diskussionen zum Thema Geldanlage, Aktien-Trading und den Bezug zum Dark Web um sich geworfen. Es wird zwar versucht, die Themen für den Leser knapp und verständlich aufzuschlüsseln, ich muss aber gestehen, spätestens beim Thema Dark Pool hab ich den Anschluss verloren. Das tut prinzipiell der Geschichte keinen Abriss, weil man die Handlungen um Laura auch so verstehen kann, aber ich fand die Passagen dadurch auch einfach anstrengend zu lesen.

Was mir richtig gut gefallen hat, ist die Schikane, der Laura sich ausgesetzt sieht, nachdem sie sich gegen den Bescheid der Bank stellt. Das ist fantastisch beschrieben und war sehr beunruhigend zu lesen. Die unterschwellige Feindseligkeit von Seiten der Bank kommt da sehr gut durch und hat mir beim Lesen großen Spaß bereitet. Auch wie Laura, unter Aufsicht eines befreundeten Polizisten, die Grenzen der Legalität auslotet, um für sich selbst Gerechtigkeit zu schaffen, ist wirklich spannend und toll zu lesen.

Das Buch ist ein Auftaktband und endet mit einem echt fiesen Cliffhanger, sodass ich sehr gespannt bin, wie die Geschichte wohl fortgesetzt wird, denn an sich war der „Fall“ für mich abgeschlossen. Wer auf einen rasanten und vielleicht blutigen (weil in der Beschreibung ein Mord angeteasert wird) Thriller hofft, ist hier aber fehl am Platz. Es ist aber ein sehr kurzweiliges Buch zum Thema Finanzkriminalität.