Rezension

Erschreckendes Zukunftsszenario mit viel Drama/Emotionen, jedoch weniger Tiefe.

Q -

Q
von Christina Dalcher

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach ihrem ersten Roman „Vox“ präsentiert die Autorin Dalcher ihren zweiten dystopischen Roman, in welchem sie ein weiteres düsteres Zukunftsszenario entwickelt.
Es geht nämlich in diesem Roman um das Q, welches jeder der Menschen hat. Der Q-Wert misst jeweils das Einkommen sowie den Intelligenzwert eines Menschen, sodass jeder Mensch einen gewissen Platz in der Gesellschaft aufweist. Einer der Menschen ist Elena Fairchild, die Lehrerin ist und zugleich den Wert ihrer Schüler misst. Dadurch wird schon in der Schule früh die Position der Schüler in der Gesellschaft festgelegt. Auf jeden Fall ist es klar, dass Schüler mit einem niedrigen Q-Wert täglich durch Busse abgeholt werden und nicht mehr wiederkommen. Eines Tages wiederfährt dieses Schicksal Elenas Tochter, da sie bei einem Test durchfällt. Elena lernt dadurch die schrecklichen Seiten dieses Gesellschaftssystems kennen. Wie viel ist sie bereit zu tun, um ihre Tochter zu schützen?
Durchaus weist Dalchers neuer Roman sehr interessante Ansätze eines neuen Gesellschaftssystems auf. Ich fand es toll, dass man durch Einblicke in die Vergangenheit teils den Vergleich des neuen Gesellschaftssystems zu der Gegenwart erhalten hat, sodass man die Dramaturgie durch das Q, welches gegenwärtig nun im Plot vorzufinden ist, stärker wahrnimmt. Es ist sehr erschreckend, was für ein Zukunftsszenario durch die Autorin entworfen wird, sodass man sich eigentlich nur erhofft, dass es uns nicht treffen wird.
Zudem merkt man es an dem Schicksal, welches der Familie von der Protagonistin sowie ihr als einzelne Person wiederfährt, dass das Q-Wertesystem mehr Schaden als Freude zubereitet. Ich fand an dieser Stelle, dass es der Autorin sehr gelungen ist, die Emotionen und Gedankengänge, welche bei Elena zu erkennen sind, an mich als Leser zu überbringen. Außerdem hatte die Ich-Erzählperspektive einen verstärkenden Charakter, sodass man an manchen Stellen wirklich Gänsehaut bekommen hat. Ich konnte wirklich mit Elena mitfühlen und abseits einzelner kleineren Aspekte, ihre Entscheidungen völlig nachvollziehen. Dennoch hätte ich mir an mancher Stelle einen weiteren Tiefgang zum Q gewünscht, da ich den Eindruck hatte, dass man als Leser weiß, dass dieser präsent ist, jedoch nicht so richtig die Hintergrundgeschichte kennt. Hier sehe ich nämlich ein enormes Potential zur Erweiterung der Geschichte bzw. kurzgefasst: Hier ist Luft nach oben. Des Weiteren muss hier gesagt werden, dass es sich bei diesem Roman um ein sehr ruhiges Buch mit wenig Dynamik handelt. Es ist jetzt somit ein perfektes Buch für die kalten Herbst- und Wintertage unter einer warmen Decke.
Fazit: Mit ihrem neuen Roman kreiert Dalcher ein erschreckendes Zukunftsszenario, welches mit viel Dramatik, jedoch wenig Tiefe, zur Geltung kommt. Ich konnte mich gut auf die Geschichte einlassen und mit Elena komplett mitfühlen. Für Fans von Dystopien macht es auf jeden Fall durchaus Sinn dieses Buch zu lesen, da dieser Roman auch ein Echo in dem Leser hinterlässt. Ich bewerte das Buch mit 3,5 Sternen, Tendenz nach oben.