Rezension

Erstaunlich eigenständige Vorgeschichte!

Stranger Things: Suspicious Minds - DIE OFFIZIELLE DEUTSCHE AUSGABE - ein NETFLIX-Original - Gwenda Bond

Stranger Things: Suspicious Minds - DIE OFFIZIELLE DEUTSCHE AUSGABE - ein NETFLIX-Original
von Gwenda Bond

„Stranger Things“ ist zweifelsohne eine der momentan populärsten Serien und erfreut sich weltweit großer Beliebtheit. Eine dritte Staffel des Erfolgsrezepts steht ab dem vierten Juli diesen Jahres in den Startlöchern, die vierte und letzte ist schon bestätigt. Es blieb also nur eine Frage der Zeit, wann hier auf den Zug aufgesprungen wird und man aus dieser sprudelnden Quelle Einnahmen abzuzapfen versucht. Mit „Suspicious Minds“ liefert uns die US-amerikanische Autorin Gwenda Bond eine direkte Vorgeschichte zur Handlung von „Stranger Things“. Welche Stärken und eventuelle Schwächen die Lektüre aufzuweisen hat und was vorliegendes Werk als Ergänzungsmaterial zu einer, meiner Meinung nach, sehr stimmungsvollen und mitreißenden Serie taugt, das erfährst du in der folgenden Rezension.

 

Mich überrascht es, dass sich das Buch für eine lange Zeitspanne sehr eigenverantwortlich zu entwickeln weiß. Man erzählt hier ganz bewusst eine eigenständige Handlung, die sicherlich auch Leser, die über keinerlei Vorwissen verfügen, genießen können. Deutliche Parallelen zur Serie werden erst im letzten Drittel des Buchs gezogen und es ist wahrlich ein schönes Gefühl, beobachten zu können, wie sich Handlungsstränge von Buch und Serie gelungen miteinander verbinden. Dass „Suspicious Minds“ aber auch zur alleinigen Funktionalität konzipiert wurde, rechne ich ihm hoch an.

 

Gwenda Bond schreibt angenehm flüssig und zieht ihre Leser recht schnell in ihren Bann. Dabei schafft sie es auf ganz unverkrampfte Art und Weise, dicht atmosphärische Stimmung zu erzeugen, die der Stimmung, die man aus der Serie kennt, stark ähnelt, das Original jedoch keineswegs nachzuahmen versucht.

 

Das facettenreiche Figurenensemble etabliert die Autorin schnell. Sie flößt ihren Charakteren die nötige emotionale Tiefe ein, dass ich sie als Leser nicht nur nachvollziehen und verstehen, sondern mich teilweise sogar mit ihnen identifizieren konnte. Der Antagonist wird mir persönlich zwar etwas zu einseitig dargestellt, bekommt jedoch durch einige Kapitel auch die Möglichkeit, seinen eigenen Standpunkt näher zu verdeutlichen. Zudem findet in dem Roman eine Liebesgeschichte ihren Platz, die durch ihre historische Bedingtheit hochgradige Dramatik verliehen bekommt, die mich überzeugen konnte. So effizient und stark erzählt kann eine Liebesgeschichte innerhalb einer Grundhandlung also sein!

 

Das Erzähltempo ist jedoch, und das finde ich etwas schade, unausgeglichen und sich stockend fortentwickelnd. Die Handlung dümpelt recht lange auf einem Spannungsniveau vor sich hin. Zwar wird es für das Lesepublikum nie langweilig, es fühlt sich jedoch so an, als würde es immer noch nicht so richtig losgehen. Im letzten Drittel kristallisiert sich ein mitreißendes Katz-und-Maus-Spiel heraus, das in einem gelungenen Cliffhanger endet, der zur Serie fortleitet, aber auch Platz für mögliche Fortsetzungen bereithält – sehr geschickt gelöst!

 

Für Fans der Serie „Stranger Things“ sei dieses Buch also auf jeden Fall weiterempfohlen! Man erfährt viele Hintergründe, die die Serienbasis noch nicht näher konkretisiert hat, und kann eine Geschichte genießen, die sich nach und nach elegant mit dem Original vereinigt.

 

„Stranger Things: Suspicious Minds“ ist eine gelungene Vorgeschichte, die ihrem Original oft gerecht wird, aber auch als eigenständige Handlung funktioniert.

 

Ich vergebe gerne vier von fünf möglichen Sternen.