Rezension

Erster Band eines Fantasy-Epos aus dem feudalen Japan

Die Legende von Shikanoko - Herrscher der acht Inseln - Lian Hearn

Die Legende von Shikanoko - Herrscher der acht Inseln
von Lian Hearn

Bewertet mit 4 Sternen

300 Jahre vor „Der Clan der Otori“ spielt Lian Hearns neue Fantasy-Saga im feudalen Japan; sie wurde von mittelalterlichen japanischen Kriegsepen inspiriert. Der junge Shikanoko (vorher Kazumaru genannt) muss gegen seinen Onkel um seinen Platz kämpfen und erhält von einem Magier gegen seinen Willen die Kräfte eines Hirsches. Shikanokos Aufgabe wird das Töten von fünf Angehorigen des Spinnenvolkes sein, die die Hexerin Tora aus Eiern ausgebrütet hat. Außer Tora treten weitere starke Frauenfiguren auf. Die junge Aki(hime) ist dem Kronprinzen Yoshimoro besonders verbunden, weil ihre Mutter seine Amme war. Tama, die Gattin des Fürsten Kuromori von Kyoyori, muss um ihren Besitz kämpfen, der ihrem Ehemann geraubt wurde. Demnach hatte sie selbst vor dem Raub vermutlich keine Verfügung über ihr Vermögen.

Fazit
Anders als beim „Clan der Otori“ fand ich es nicht einfach, in die Handlung einzutauchen. Die Seiten des Namensverzeichnisses am Anfang wurden zu den meiststrapazierten im Roman. Die Figuren tragen bis zu drei verschiedene Namen und die Anordnung des Namensverzeichnisses nach Clans und Völkern war nicht immer hilfreich. Als Wehrhabichte und Spinnenwesen auftauchten, hat mich nach der Hälfte der fast 600 Seiten das mittelalterliche Setting doch gepackt. Hearns Figuren blieben für mich leider flach, weil ihre Eigenschaften ihnen verbal zugeschrieben, aber weniger in der Interaktion mit gleichgestellten oder höhergestellten Figuren gezeigt wurden.

Lian Hearn schickt außer ihrem jungen männlichen Helden interessante Frauenfiguren in ihr Fantasy-Epos, die bisher leider erst sehr konventionell denken und handeln. Frauen im Schneeland sollen blass und zart sein wie Lilien, jedenfalls die herrschenden Fürsten hätten sie gern so. Hearns Figuren sind jedoch gebildet, in den Kampfkünsten geschult und können sich mit Waffen zur Wehr setzen. Im Verhältnis zu Männern gilt jedoch noch immer, dass Männer Sex haben und Frauen ihn gewähren. Fantasy dürfte auch in der Beziehung zwischen Männern und Frauen gern experimentierfreudiger sein, gerade, wenn sie sich an jugendliche Leser ab 14 richtet.

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Zur Zeit lese ich den zweiten Band, in den ich problemlos eingestiegen bin. Das Problem mit den Namen, die sich im Laufe der Handlung auch noch verändern, versuche ich zu lösen, indem ich mir die einzelnen Familien-Clans dazu denke ...