Rezension

Es wiederholt sich alles zu oft - und langweilt deshalb.

Die Nachbarn -

Die Nachbarn
von J.J. Voskuil

Bewertet mit 2 Sternen

Dieser Roman wurde erst posthum veröffentlicht aus Rücksichtnahme auf einen der "Nachbarn" des Autors Voskuil, der ein Hauptprotagonist in dieser Geschichte ist. Gleichzeitig erfahren wir im Vorwort, dass die Ehefrau des Autors den Roman am liebsten auch aus einem anderen Grund nicht veröffentlichen wollte: "Es wurde darin wieder einmal sehr viel gestritten [...]". Und bei diesen Streitigkeiten geht es um keine Geringeren als den Autor selbst und eben jene Ehefrau.

Nach Beenden der Lektüre würde ich nun sagen: Recht hat sie. Sie hätte es lieber lassen sollen ;) Aber da sie das Buch wunderbar findet... nunja.

Aber kurz von vorn:
das ältere Ehepaar Nicolien und Maarten lebt schon länger in einem Mehrfamilienhaus in Amsterdam, in dem kürzlich ein neues Nachbar-Pärchen zusammengezogen ist. Petrus und Peer. Schon ist Nicolien Feuer und Flamme für die "Underdogs" (weil homosexuell), will sie in allem unterstützen und für sie da sein, weil Underdogs von Natur aus natürlich immer diskriminiert und schlecht behandelt werden. Sie richtet ihr Leben komplett auf die eventuellen Wünsche dieser neuen Nachbarn aus und gerät darüber regelmäßig mit ihrem Ehemann Maarten in Streit. Anfangs haben mich diese Streitgespräche noch leicht amüsiert - sie erinnerten zuweilen an Loriot oder den "Gott des Gemetzels". Doch die Endlosschleife dieser immer gleichen Streitabläufe hat mich schon sehr schnell genervt. Nicolien wird hier als fast schon psychopathisch gezeichnet. Haltlose Vorwürfe ihrem Maarten gegenüber, seine Worte verdrehend, Neues hinzudichtend, ihm immer heftiger den Mund verbietend bis hin zu Handgreiflichkeiten - so eine Frau hätte ich schon längst aus dem Haus gejagt oder zumindest erstmal zu einem Psychologen.

Ansonsten passiert in diesem Roman nicht sonderlich viel. Die Paare freunden sich mehr oder weniger an, es wird sich gegenseitig oft besucht, es wird viel getrunken, über das Wetter und das Radfahren erzählt und es werden gegenseitig Haustiere gehütet. So weit so hübsch. Würde Maarten nicht ab und zu etwas sagen, dass anderen misfällt. Maarten selbst durchschaut die Nachbarn und ihr schrulliges, eigennütziges Verhalten schnell, und er hat eigentlich kein großes Interesse an einem engeren Kontakt. Nicht so Nicolien. Sie kämpft für Peer und Petrus bis aufs Blut - so, als wären es ihre Kinder. Und dabei hinterfragt sie niemals (ernsthaft) deren Verhalten, mit welchem es oftmals nicht zum Besten steht. Übel.

Der Roman gleicht Tagebuchaufzeichnungen, denn hier berichtet ganz offensichtlich der Autor höchstselbst über seine eigenen Erlebnisse (siehe Vorwort). Deshalb bleiben leider auch viele Dinge unklar zu den Hintergründen bei den einzelnen Personen. Diese hätten mich aber durchaus interessiert. Einfach, um mal diesem Zickentheater ein wenig auf den Grund gehen zu können. Die psychologische Komponente bei alledem hätte es für mich vielleicht noch etwas interessanter gemacht. Es fehlte jegliche (positive) Entwicklung bei den Charakteren. Ganz im Gegenteil. Und in dieser Art - als stupide Aneinanderkettung von sich wiederholenden Streits, Besuchen, Heulereien und Handgreiflichkeiten - hat mich der Roman leider die meiste Zeit abwechselnd genervt oder gelangweilt. Also nein, nicht immer, es gab auch wenige nette Passagen! Trotzdem wirklich schade, für mich war das leider nix.