Rezension

Etwas anders, als gedacht ...

Dunkle Fluten - Hendrik Berg

Dunkle Fluten
von Hendrik Berg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Robert Lindner ist Kommissar und befindet sich auf einer Verfolgungsjagd quer durch Berlin. Dabei wird er angeschossen und so schwer verletzt, das er  nie wieder in seinen Beruf zurückkehren kann. Seine Frau erbt zu dieser Zeit ein altes Hotel im Spreewald und für sie steht fest, Neuanfang mit der Familie. Robert kann sich in seinem neuen Leben nur sehr schwer einfinden und durch seine ständigen Rückenschmerzen fühlt er sich oft überflüssig. Während Marie, seine Frau aufblüht und sein Sohn es dort gut gefällt, hat Robert mit Alpträumen zu kämpfen und gerät immer öfter in den Sog einer dunklen Macht. Seine Nachforschungen bringen ihn auf den Weg zu Mythen und Legenden aus dem Spreewald, was ihn sehr verwirrt und für ihn auch nicht greifbar ist. Jeden den er befragt hat will ihm nicht glauben, aber alle Dorfbewohner schauen ihn wissend und mitleidig an. Was steckt dahinter? Ist da wirklich jemand hinter seiner Familie her? Bringt Robert die Wahrheit ans Licht oder versinkt er im Dunklen?
Die Geschichte ist gut geschrieben und erzählerisch konnte ich es kaum aus den Händen legen. Aber ich wusste nicht so richtig wohin die Geschichte gehen sollte und welche Richtung mich hier erwartete. Also wer nichts mit Mystery und Übersinnlichen anfangen kann, sollte hier die Finger von lassen. Denn hier geht es Geheimnisvoll zu und darauf muss man sich einlassen. Robert ist ein ganz verzweifelter Charakter, der in Selbstmitleid zerfliesst und seit seiner Schussverletzung ist er auch nicht mehr der selbe Mensch. Er füllt sich oft ausgegrenzt und durch die Alpträume und den wenigen Schlaf ist er nie gut drauf. Seine Frau belastet die ganze Situation sehr und sie weiss nicht wie sie Robert helfen soll, auch kann sie seine Geschichten nicht glauben. Wer glaubt schon als Erwachsener an die Spreewaldhexe? Wir lesen die Situationen auch aus zwei Sichten die von Robert, die für mich total schlüssig war und man konnte seine Angst und Zweifel spüren. Dann von seiner Frau, die ihren Mann mit irren Blick erlebt, oder ohnmächtig vorfindet.  Die Kommissarin hier hat mir recht gut gefallen und sie sieht die Sache auch ein bisschen aus Roberts Sicht und kommt mit Verständnis für ihn rüber. Denn sie findet, wer einmal den Tod von der Schiebe gesprungen ist, wird dafür immer empfänglich sein. Die Gegend hat der Autor auch stimmungsvoll eingefangen und man konnte die Spree im grünen Wald richtig vor Augen sehen. Außerdem wird die Geschichte drei Jahre nach der Wende erzählt und somit fliesst auch noch der Ost- Westkonflikt mit ein. Für Einige die damit wenig zutun hatten ein bisschen nervig, aber so war es nun mal und in einigen Ecken ist es bestimmt auch immer noch so. Denn die Dorfbewohner halten zusammen, wie auch Marie noch spüren wird.
Ich bin mir noch total unschlüssig wie ich das Buch mit Punkten bewerten soll, erzählerisch hat es mir richtig gut gefallen und die Atmosphäre war toll eingefangen, aber ich habe es nicht so mit Mystery und das Ende war für mich ein Ticken zuviel des Guten. Ich würde am liebsten 3,5 Punkte verteilen.