Rezension

Exzellenter, leicht überladener Thriller der gehobenen Klasse

Purpurne Rache
von Jean-Christophe Grangé

Bewertet mit 4 Sternen

Exzellenter, leicht überladener Thriller der gehobenen Klasse

In der Bretagne wird die Leiche eines Rekruten der hiesigen Militärakademie entdeckt. Untersuchungen ergeben, dass der Mann nach einer alten, afrikanischen Tradition des Kongo brutal gefoltert und seine Leiche wie eine minkondi-Heilerstatue inszeniert wurde. Auf diese Art mordete bereits Philippe Pharabot als berüchtigter "Nagelmann" im Kongo der 70er. Doch Pharabot wurde damals gefasst: Von Grégoire Morvan, dieser Tage Familienoberhaupt einer reichen pariser Familie, äußerst einflussreich und für seine Brutalität bekannt. Und so stellt niemand in Frage, dass er seinen ältesten Sohn zur Ermittlung des Falls abkommandiert. Kurz darauf wird eine weitere, als minkondi inszenierte Leiche entdeckt. Doch der damalige Nagelmann ist tot...

Bereits das Buch kommt in einer beeindruckenden Aufmachung mit Lesebändchen daher. Und auch Grangés Stil ist wie gewohnt wortgewaltig und hervorragend ausgearbeitet. Mehrfach lässt sich beim Lesen erahnen, wieviel Recherchen in diesem Werk stecken. Doch manchmal ist weniger mehr: So steckt der Roman neben den Hauptermittlungen voller Nebenstränge, welche für meinen Geschmack die Handlung zu sehr ausbremsten und somit die Spannung dämpften. Ich vermute, dies war vom Autor dazu gedacht, neben einer reichlichen und gelungenen Komplexität des Romans den Leser auf die ein oder andere falsche Fährte zu locken. Doch ist der Roman selbst stellenweise recht superlativ gehalten, allem voran der Morvan-Clan, in welchem jedes Familienmitglied seine psychische Macken auslebt. Und auch mit Gewalt und Obszönitäten hält sich der Autor diesmal wenig zurück. Da war es mir einfach zuviel, dass neben der Recherchen und den Problemem der einzelnen Familienmitglieder der Familie Morvan auch noch die Finanzmärkte behandelt wurden. Das Ende hingegen ist wiederum sehr gut gelungen, so dass es sich lohnt, den Roman zu lesen. Ein großes Lob gilt zudem der Übersetzung ins Deutsche, welche in meinen Augen sehr gut gelungen ist.

Ein sehr komplexer, anspruchsvoller, für meinen Geschmack etwas überladener Thriller der Superlative.