Rezension

Facettenreich und ergfreifend...

Das Mädchen aus dem Zug - Irma Joubert

Das Mädchen aus dem Zug
von Irma Joubert

Meine Intention, dieses Buch zu lesen, bestand darin, dass ich bereits viel aus der Zeit des Dritten Reiches gelesen habe, aus den unterschiedlichsten Perspektiven und mit den unterschiedlichsten Handlungen. Dennoch fasziniert es mich, dass es immer noch Aspekte gibt, von denen ich bisher noch nie gehört habe - in diesem Fall das Adoptionsprogramm aus Südafrika.

Zugegeben - am Anfang hatte ich so meine Schwierigkeiten, in das Buch hinein zu finden, da ein Großteil der Handlung aus Sicht von Gretel geschildert wird, die anfangs erst sechs Jahre alt ist und der Schreibstil sich dieser kindlichen Perspektive anpasst. Das war für mich gewöhnungsbedürftig.

Der andere Teil der Geschichte wird aus Jakóbs Sicht erzählt und dieser Handlungsstrang ist mitunter bestürzend, denn die damaligen Zustände in Polen waren mir so nicht bewusst.

Schon jetzt ist zu erkennen, dass dies kein Buch ist, dass man "mal eben" zwischendurch liest, sondern eines, in das man eintaucht und das einen während und auch nach dem Lesen beschäftigt.

Die zweite Hälfte des Buches ist dann weniger bestürzend, aber wird dann sehr ergreifend und berührend. Denn zwar lebt Gretel dann in deutlich besseren und sichereren Umständen, steht aber immer zwischen den Nationen und zwischen den Religionen, die sie - jede für sich - geprägt haben.

Man kann dieses Buch nur als facettenreich bezeichnen, dabei sehr emotional und dennoch fundiert recherchiert.

Jedem, der sich von tiefgreifender Lektüre nicht abschrecken lässt, kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen.