Rezension

Fairytale gone bad

Grimm - Christoph Marzi

Grimm
von Christoph Marzi

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch ist ein typischer Marzi – in jeder Hinsicht. Das Buch ist in unserer realen Welt angesiedelt, in der es von iPods, iPads und Facebook nur so wimmelt. Darin eingebettet ist die phantastische Welt der Märchen und diese ist alles andere als nett. „Fairytale gone bad“, wie auch der Titel des Songs der finnischen Band Sunrise Avenue. Dieser Titel wird in letzter Konsequenz auch im Buch erwähnt. Dies ist eine der Elemente des Marzi’schen Schreibstils: Er bettet immer wieder gern einzelne Passagen aus Liedtexten ein, die er der Hauptperson auf den iPod lädt oder im Hintergrund laufen lässt. Wenn man die Lieder kennt, ist dies ein wundervolles Stilmittel, wie ich finde, nur leider trifft das auf die wenigsten Lieder hier in diesem Buch für mich zu. Zudem kamen eine Reihe Stücke vor, unter denen ich mir nicht mal ein Genre vorstellen konnte, da sie so alt waren. Ich habe mich an dieser Stelle dann doch gefragt, wieso die erst 17-järhige Vesper Gold so genau Titel und Interpret benennen kann. Typisch für seinen Schreibstil sind auch kursive Einschübe (Spieglein,Spieglein) und extrem kurze Sätze, wie z.B. „Der Flügel also. Im Salon. Oben.“. Auch Gedanken der Protagonistin werden gern in kursiv eingeschoben und die Stadt, in der die Geschichte spielt, tritt mit Beschreibungen einiger Plätze und Orte sowie vieler Straßennamen in Erscheinung. „Grimm“ spielt in Hamburg, endlich mal eine deutscht Stadt.
Darüber hinaus ist wie in manch anderen seiner Werke wieder ein Mädchen die Haupt-Protagonistin und natürlich verliebt sie sich in ihren männlichen Begleiter.
Diese ganzen Elemente formen sich in Grimm wieder zu einem atmosphärisch dichten Roman zusammen, bei dem der Leser erst spät erahnt, worum es geht und auch wenn er eine Ahnung hat, manche Vorstellungen sich noch verändern werden. Während der Handlung werden immer wieder wichtige Dinge aus der Vergangenheit der Protagonisten aufgegriffen und erzählt und so sammelt der Leser die Informationen zusammen mit Vesper. Dadurch hatte ich das widersprüchliche Gefühl, dass trotz der Spannung, die recht schnell durch das Auftreten der Wölfe und der unheimlichen Begebenheiten entsteht, und des doch recht hohen Tempos, die Geschichte recht spät Fahrt aufnimmt. Ein Beispiel dafür: Die Protagonisten werden von den Wölfen verfolgt und Vesper hat Seitenstechen und schnappt nach Luft. Es ist ihr dennoch möglich sich währenddessen mit Leander zu unterhalten.
Das Finale am Ende war dann erstaunlich kurz. Hier hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, vor allem die Szene nach dem Finale. Alles wirkte wie: Das muss jetzt noch eben fertig. Das ist sehr schade, war doch bis dahin alles so schön ausführlich und voll märchenhafter Atmosphäre.
Ich mag den poetischen Erzählstil von Marzi einfach, er schafft es so zu schreiben, als wäre man in einem Traum gefangen und die vielen kleinen Stilmittel, die er verwendet passen einfach. Das Buch an sich ist einfach märchenhaft. Die eingebetteten Geschichten der Protagonisten werden auch als kleine Märchen erzählt. Hätte ich nicht vorher schon mehrere Bücher bzw. Serien von ihm gelesen, wäre das Buch bei meiner Wertung sicher besser weggekommen, doch ich hatte trotz gänzlich anderer Thematik ständig das Gefühl ich lese eines seiner anderen Bücher. Gerade Malfuria und Heaven, haben dasselbe Bild: Mädchen hat ein phantastisches „Problem“, muss dies lösen, begegnet einem Jungen und verliebt sich. Klar ist das ein Hauptbestandteil vieler Bücher, doch wenn dies auch noch gepaart ist mit einem so einzigartigen Schreibstil… Es kommt einem irgendwie alles bekannt vor.

Fazit: Grimm ist ein phantastisches Buch für junge Leser, das einen in seinen Bann zieht und es nicht mehr aus der Hand legen lässt. Dieses Buch trägt ganz eindeutig die Handschrift Marzis: Wer die anderen Bücher von ihm mag, wird auch dieses mögen, oder auch wie ich denken, so etwas habe ich schon mal gelesen.