Rezension

Falscher Ehrgeiz und falsches Lebensziel

Barrakuda - Christos Tsiolkas

Barrakuda
von Christos Tsiolkas

Bewertet mit 5 Sternen

In dem Buch Barrakuda geht es um Daniel Kelly, einem Leistungsschwimmer, dessen Ziel es ist, schneller, besser, stärker als alle anderen beim Schwimmen zu sein und eines Tages Olympiasieger für Australien zu werden. Daniel kommt aus ärmeren Verhältnissen und erhält wegen seiner sportlichen Leistungen ein Stipendium an einem College für Leistungssportler. Dort ist er unter den reichen Mitschülern ein totaler Außenseiter, der aufgrund seiner Herkunft und seiner griechischen Wurzeln im Abseits steht. Daniel hat nun einen extrem starken Ehrgeiz, seinen Mitschülern, seinem Trainer und seiner Familie zu beweisen, dass er der beste Schwimmer der Welt ist. Er fordert durch den Sport die Anerkennung, die er sonst in seinem Leben nicht bekommt und für ihn steht fest, dass sein Leben nur einen Sinn hat, wenn er der Erste im Schwimmsport ist. Sein ganzer Lebenssinn ist nur über den Sieg im Schwimmen und dem Ziel Olympiasieger zu werden definiert. Als er in einem entscheidenen Wettkampf scheitert, sieht er sich somit in seinem ganzen Leben als Versager und Loser. Er merkt, dass seine Mitschüler auf ihn herabsehen und verliert immer mehr den Boden unter den Füßen. Im Alkoholrausch greift er einen Mitschüler an und muss danach für einige Zeit ins Gefängnis. Danach meidet er lange das Schwimmen, was ja früher sein Leben war. Er ruscht immer mehr ab und findet keinen Sinn und kein Ziel in seinem Leben. Eine unglückliche Beziehung mit seinem Freund in Glasgow scheitert und er kapselt sich von seiner Familie ab. Erst nach sehr langer Zeit gelingt es Daniel, wieder einen Weg zurück ins Leben zu finden, indem er sich seiner Familie wieder annähert, sich für Behinderte einsetzt, seine Beziehung zu seinem Freund auflöst, wieder ins Wasser geht und Behinderten das Schwimmen beibringt, sich bei seinem Mitschüler für seine Gewalttat entschuldigt und sich mit seinem alten Leben langsam aussöhnt. Das Buch hat mich sehr gefesselt, da er vom langsamen, aber sehr starkem Scheitern eines jungen Menschen berichtet, der sein Leben ausschließlich über Leistung und Anerkennung durch andere definiert und dabei vollkommen aus den Augen verliert, was im Leben wirklich zählt. Die schwierige Situation in seiner Familie, im Umfeld seiner reichen Mitschüler, in seiner Beziehung zu seinem schwulen Freund, zu seinem Trainer und zu seiner lesbischen Freundin, werden psychologisch sehr intensiv und mit Blick auf viele kleine Details dargestellt. Seine innere Wut und sein Hass auf sich und seiner Umwelt werden so dargestellt, dass man sich tief in den Charakter von Daniel einleben kann. Man fühlt und leidet mit Daniel Kelly und möchte ihm gerne aufzeigen, dass Anerkennung durch andere, Leistung und Erfolg nicht das wichtigste im Leben sind, dass der Sieg im Sport nicht das Lebensziel sein sollte,sondern Liebe, Freundschaft, Geborgenheit und auch die Liebe zu sich selber mehr zählen und wichtiger sind. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen.