Rezension

Familienbande

Nur wer meine Sehnsucht kennt
von Heike Fröhling

Bewertet mit 5 Sternen

Luisa zieht wegen ihrer dementen Mutter Ingrid wieder zurück in ihr Elternhaus und kommt es ihr wieder vor, als würde das Haus eine seltsame Kälte ausstrahlen. Die mit der Renovierung beschäftigten Handwerker finden Tagebücher ihrer Großmutter Enriqua, die aus Spanien stammte und als Balletttänzerin nach Deutschland kam. Als sie wegen einer Verletzung behandelt wird, lernt sie Friedrich kennen und heiratet ihn.

In Luisas Familie wird nicht über die Vergangenheit, aber umso mehr über Pflichterfüllung und Verantwortung gesprochen. So leitet Luisa das Familienunternehmen, das längst nicht mehr lukrativ ist, kümmert sich um ihre Mutter und sorgt sich auch noch um Tochter Melinda, die ihr Studium abgebrochen hat und zur Mutter zieht. Luisa versucht es entsprechend der Familientradition allen recht zu machen und alles zu regeln. Aber sie muss feststellen, dass sie damit überfordert ist. Beim Lesen der Tagebücher erfährt sie erstmals etwas über ihre Großmutter, die ihren Traum aufgeben musste, weil ihr herrschsüchtiger Mann das verlangt.

Die Geschichte bewegt ich in zwei Zeitebenen. Aus den Tagebucheinträgen Enriquas erfahren wir etwas über ihr Leben in den dreißiger Jahren. In der anderen Zeitebene wird Luisas heutiges Leben im Familienverbund beschrieben.

Enriqua hat einen Traum, den sie weiterträumt, obwohl er ihr verboten wurde. Luisa ist geprägt vom Pflichtbewusstsein und davon, dass ein Stück ihrer Familiengeschichte nicht existiert, weil über die Vergangenheit nicht gesprochen wurde. Ingrid ist trotz ihrer Demenz immer noch dominant und versucht ihren Willen durchzusetzen.

Es ist eine sehr tragische Geschichte, die von Liebe und Hass, von Hoffnung und Verzweiflung berichtet.

Eine lesenswerte Geschichte, die zum Nachdenken anregt.