Rezension

Familienbande

People Person -

People Person
von Candice Carty-Williams

„Wie auch immer, hört mal“, Cyril klatschte in die Hände. „Jetzt wo ihr euch alle kennt, liegt’s an euch, Freunde zu werden, wenn ihr Freunde werden wollt, oder was auch immer.“

 

Cyril Pennington, Sohn jamaikanischer Einwanderer und ambitionierter DJ-Anwärter, kann weder dem Konzept von Monogamie noch von Vaterschaft viel abgewinnen. Dabei hat Cyril 5 Kinder von 4 Frauen, die ihren Vater größtenteils nie zu Gesicht bekommen. Als diese das Teenager-Alter erreichen, beschließt Cyril, seine Kinder einander vorzustellen – um Inzest zu vermeiden.

16 Jahre später klingelt Nikishas Telefon. Dimple, ihre sensible jüngere Influencer-Schwester, steckt in Schwierigkeiten. Und aus dieser Geschichte kommen sie nur als Geschwister wieder raus.

 

Disclaimer: ich bin bekennender Fan von Candice Carty-Williams Debutroman „Queenie“. Die Erwartungen an ihren zweiten Roman waren also entsprechend hoch. Um so viel vorwegzunehmen: die Bücher sind sehr unterschiedlich, aber ich wurde nicht enttäuscht.

„People Person“ bringt vieles mit, was ich bei Carty-Williams schätze: der unaufgeregte, leicht zu lesende Schreibstil, der mich schnell in die Geschichte gezogen hat. Aber auch ihr Gespür für Charaktere und die Art, wie sie alle 5 Geschwister und sogar die „Charaktere aus der 2. Reihe“ zeichnet, so dass ein glaubhaftes soziales Gefüge entsteht, das den Plot über die gut 400 Seiten tragen kann. Die Wahl, Dimple zur Protagonistin des Romans zu machen, ist die einzige Entscheidung, in der ich Parallelen zu Queenie sehe: Dimple ist 30, unsicher und sehr emotional, hat Probleme ihre Grenzen zu verteidigen und scheint ihren Geschwistern anfangs wenig entgegensetzen zu können.

„People Person“ ist sehr unterhaltsamer Roman, trotzdem klammert Carty-Williams all die politischen und sozialen Probleme, die sich für junge POC in London ergeben, nicht aus: Partnerschaftsgewalt, Polizeigewalt, generational trauma und body dysmorphia, um nur einige wenige davon zu nennen. Dennoch empfand ich die Lektüre als „leichter“, als das bei Queenie der Fall war, und habe die 5 Geschwister auf meiner Couch absolut ins Herz geschlossen.