Rezension

Familiengeheimnis mit Tiefgang

Das Bernsteincollier - Eva Grübl-Widmann

Das Bernsteincollier
von Eva Grübl-Widmann

Schon das Cover mit seinen dunklen Wolken deutet an, daß etwas Unheilvolles naht und daß etwas das im Vordergrund der Szene abgebildete Gut und die weibliche Person noch überschatten wird.

Die Autorin erzählt in ihrem Debütroman eine unglaublich mitreißende und tragische Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen.

Ingas Beziehung geht in die Brüche. Danach teilt auch noch Opa Kalle ihr und der Familie mit, daß er unheilbar erkrankt ist. Ingas Bruder und Mutter zerbrechen schon den Kopf, was mit dem Haus von Opa Kalle nach seinem Tod passieren soll. Es müßte renoviert werden, aber keiner hat das Geld dafür. Inga hängt sehr an dem Haus mit den Erinnerungen an Opa Kalle und ihre Kindheit. Sie möchte das Haus auf alle Fälle im Familienbesitz halten.

Daß Opa Kalle bald sterben wird, ist nicht sein einziges Problem. Ihn drückt ein Familiengeheimnis, das er Jahrzehnte verheimlicht hat. Nur er findet nicht so recht den Mut, seiner Familie davon zu erzählen. Beim Aufräumen des Dachbodens findet Inga eine Holzkiste, die ihrem Opa sehr wichtig ist. Neben Fotos ist auch ein wunderschönes Bernsteincollier in der Kiste. Kalle faßt sich ein Herz und fängt an zu erzählen. Er ist nicht in Schweden aufgewachsen sondern in Ostpreußen, in der Nähe von Königsberg. Er wird aber zusehends schwächer, aber nach und nach gibt er doch noch ein paar Hinweise. Letztlich reist Inga mit den wenigen Infos, die sie hat, nach Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg. Hier trifft sie auf den Reiseführer Andrej, der ihr vor allem mit Übersetzungen helfen kann. Unsympathisch ist er ja nicht, aber Inga hat so gar keine Lust auf eine Urlaubsliebe.

Die andere Zeitebene beginnt vor dem 1. Weltkrieg. Erna, die sowieso schon hart genug vom Schicksal gebeutelt wurde, bekommt ein uneheliches Kind. Das Leben wird dadurch für sie nicht leichter, im Gegenteil. Die arme Bevölkerung lebt zu dieser Zeit unter nicht vorstellbaren Bedingungen. Erna kämpft sich mit ihrer Tochter durch. Irgendwann hat auch sie ein wenig Glück, und das Leben wird etwas besser. Aber dann kommt der 2. Weltkrieg. Erna und ihre Tochter sowie die Menschen aus ihrem Umfeld erleben nun eine Zeit, die von Angst, Härte und Grausamkeit geprägt ist. Eindrucksvoll erzählt die Autorin über die Schicksale der Protagonisten in diesen Kriegszeiten.

Mein Fazit:

Das Buch hat mich so berührt, daß ich zwischendrin Tränen in den Augen hatte. Und mich hat die Geschichte so fasziniert, daß ich sie innerhalb kürzester Zeit zu Ende lesen mußte. Es ist zu merken, daß die Autorin sehr viel Recherchearbeit in das Buch gesteckt hat. So nimmt sie den Leser sehr detailreich und bildhaft mit in das Leben und Leiden der Protagonisten.

Das Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne. Die Autorin werde ich auf alle Fälle im Auge behalten. Sie hat mich mit ihrem Debütroman sehr beeindruckt.