Rezension

Familiengeschichte mit mörderischem Ende

Moffenkind - Jörg Böhm

Moffenkind
von Jörg Böhm

Muss ein Krimi immer zwangsläufig mit Mord und Totschlag beginnen? Ich finde nicht. Jörg Böhm hat hier ein wunderbares Buch über eine Familie geschrieben, in der erst nach mehrmaligen Hinsehen, bzw. beim Lesen klar wird hier, ist einiges im Argen.

Es beginnt mit einer Kreuzfahrt. Die gesamte Familie ist mehr oder weniger gezwungen die Kreuzfahrt mitzumachen, denn auf ihr soll der 90jährige Geburtstag der Patriarchin der Familie Nissen, Wilhelmina, gebührend gewürdigt und gefeiert werden. Damit auch wirklich alle dabei sind, wurde die Kreuzfahrt kurzerhand für alle gebucht. Dabei sind auch noch Lutz Darling und seine Frau. Eigentlich ist Darling ein Konkurrent der Kaffee-Firma Nissen, umso erstaunter ist die Familie als sie erfahren, dass Darling und seine Frau von Wilhelmina Nissen auch zu dieser Kreuzfahrt eingeladen wurden. Jetzt würde man eigentlich eine beschauliche Familienreise mit Vorbereitungen auf das Fest erwarten. Aber in der Familie gärt es. Jeder hat ein Problem mit Wilhelmina. Da sie jedoch die Patriarchin ist und das Sagen hat, widerspricht ihr niemand. Trotzdem brodelt es in allen. Bei allen macht sich Unmut breit. Als Wilhelmina in einer ruhigen Stunde ihrem Sohn Karl mitteilt, dass Lutz Darling nach der Reise mit in das Geschäft einsteigt und als Geschäftsführer ihm vor die Nase gesetzt wird, ist dieser hochgradig empört. Und es werden weitere Konflikte sichtbar. Wilhelmina hat sich so ziemlich bei jedem in die persönlichen Angelegenheiten eingemischt. Und so geht es weiter. Während des Lesen spürt man förmlich, wie sich die Luft vor einem Unwetter über allen zusammenbraut. Es wird etwas passieren, das ist ganz klar. Auch die kleinen Abschnitte "des Mörders" zwischendurch machen dem Leser klar, hier verfolgt jemand ganz konsequent sein Ziel.

Lest selbst, was alles noch passiert - es lohnt sich in jedem Fall. Jörg Böhm hat hier gekonnt Vergangenheit und Gegenwart in eine absolut authentische Geschichte verpackt. Spannend erzählt, gelingt es Böhm die Geschichte rückwärts aufzurollen und trotzdem im Geschehen voran zu treiben. Die Ausflüge in die Vergangenheit betreffen offensichtlich alle Mitglieder der Familie. Interessant fand ich diesen Krimi geschickt auf in eine Kreuzfahrt zu verpacken. Hier stimmen alle Details. Und das Ende ist grandios. Während des Lesens ist man immer wieder versucht, selbst Vermutungen über den Täter und den Hintergrund anzustellen. Es nutzt gar nichts. In einem spannenden Finale zieht Jörg Böhm noch einmal alle Register und es gelingt ihm alle offenen Fragen zu klären. Als Leser sitzt man da und denkt sich, dass man mit diesem Ende und der Aufklärung so nicht gerechnet hätte.

Eine absolute Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne für diesen tollen Krimi.