Rezension

Fantastischer Auftakt

Rauer Glanz -

Rauer Glanz
von Vinachia Burke

Ein Auftakt, der zwar erst langsam an Fahrt aufnimmt, aber nur weil er die Grundlage für etwas Großes schafft!

„Wenn Ihr einen Hund haben wollt, dann hättet Ihr lieber einen Mann an meiner Stelle anheuern sollen!“ - VINACHIA BURKE

Drei junge Herrscher und zwei Reiche, zwischen denen der Frieden auf wackligen Beinen steht. Als Gerard ser Beetz die Verantwortung seines Vaters als Landesherr von Maulion übernimmt, ist seine größte Sorge, dem Vermächtnis eines als Held gefeierten Mannes nicht gewachsen zu sein. Schon bald stößt er jedoch auf ein Geheimnis, das seinen Amtsantritt nicht nur erschwert, sondern auch noch seinen König und die Konsulin des verfeindeten Nachbarlands auf ihn aufmerksam werden lässt.

Meine Meinung

Mit „Rauer Glanz“ erwartet den Leser eine Fantasywelt mit frühneuzeitlichen Schauplätzen, Strukturen und Spannungen, die mit viel Einfallsreichtum ganz ohne Magie auskommt. Der Einstieg mir durch Vinachias wortgewandten, abwechslungsreichen und flüssigen Schreibstil sehr leichtgefallen. Ich hatte sofort das Gefühl, von ihr abgeholt zu werden, auch wenn ich lange nicht einschätzen konnte, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird. Der offene Einstieg und die ausführlichen Charaktereinführungen haben meine Neugier auf die beiden sehr verschiedenen Reiche Ronland und Matrienna aber nur gesteigert.

„Rauer Glanz“ lebt nämlich gerade von seinen interessanten und authentischen Hauptcharakteren, die sich nicht klar in schwarz oder weiß einteilen lassen. Als Leser bekommt man einen sehr tiefen Einblick in ihr Innenleben, denn mit den Perspektiven ändert sich auch merklich der Schreibstil. Je nach Charakter rücken andere Dinge in den Fokus der Wahrnehmung und der sprachliche Ausdruck unterscheidet sich.

Zum einen gibt es die drei jungen Herrscherpersönlichkeiten Gerard, Moran und Varlow, zwischen denen die Perspektive wechselt. Gemeinsam haben die drei, dass sie ein Erbe antreten, an das viele Erwartungen geknüpft sind. Ihr Umgang mit der Verantwortung unterscheitet sich aber grundlegend. Wo der unberechenbare König Moran, seine Macht aus vollen Zügen auslebt, verfolgt die junge Konsulin Varlow große, idealistische Ziele. Die Handlungsstränge laufen aber erst durch ein finanzielles Problem Maulions zusammen, durch welches sein ohnehin schon von Selbstzweifeln geplagte Landesherr Gerard schon bald in den Fokus der Interessen Ronlands und Matriennas gerät.

Zum anderen wird diese ohnehin schon konfliktreiche Dreierkonstellation mit den Hauptcharakteren Ris, Albert und Phoebe um die Perspektive der Unterschicht ergänzt. Das finde ich besonders spannend, da es gerade die allgemeine Bevölkerung ist, die von den Entscheidungen der Herrscher am ehesten betroffen ist. Ihre Kapitel lenken den Blick einerseits auf die Schattenseiten der frühneuzeitlichen Gesellschaft, andererseits machen sie aber auch sensibel für gesellschaftliche Probleme, die auch heute noch brisant sind.

Die Konflikte der Charaktere spitzen sich fortwährend zu, ihre Handlungsstränge verstricken sich immer mehr und am Ende läuft es auf einen spannungs- und actiongeladenen Höhepunkt hinaus, der so viele Fragen mit sich bringt, dass ich Band zwei kaum erwarten kann. Ein weiterer Grund sich auf den Folgeband zu freuen, sind einige Nebencharaktere, die ebenfalls gut ausgearbeitet sind, sich bisher allerdings noch nicht durchschauen lassen.

„Rauer Glanz“ ist alles in allem für mich ein Auftakt, der zwar erst langsam an Fahrt aufnimmt, aber nur weil er die Grundlage für etwas Großes schafft! Ich bin so gespannt, wie es weitergeht!