Rezension

Feministisch, blasphemisch und unglaublich mutig

Mein Name ist Lilith -

Mein Name ist Lilith
von Nikki Marmery

Bewertet mit 4 Sternen

Ihr Name ist Lilith und sie ist die erste Frau Adams, gemeinsam lebt sie mit ihm im Garten Eden und alles scheint perfekt. Doch dann beginnt Adam sich zu verändern, er will von allem immer mehr, mehr Getreide, mehr Verteidigung, mehr Geld, alles das hat er erfunden und es war gut so, zumindest für ihn. Doch als er eines Tages sagt, dass er Lilith vorsteht und sie ihm dienen muss, verlässt sie ihn kurzerhand. Sie macht sich auf die Suche nach ihrer Mutter Ashtera, doch diese scheint spurlos verschwunden. Aber Lilith muss feststellen, dass alles, was man Adam und ihr erzählt hat, eine Lüge war, sie sind mitnichten die einzigen Menschen und es gibt mehr als nur den einen Gott. Lilith will dies Adam erzählen, doch dieser hat eine neue Frau an seiner Seite, Eva und diese ist gewillt, Adam bedingungslos zu dienen.
Mich hat dieses Cover unheimlich neugierig gemacht und dieser Titel, der irgendwie sprach mich an. Lilith, bisher kannte ich ihren Namen aus Fantasy Büchern oder Büchern rund um Mythologie, in der Bibel jedoch fand sie nur kurz eine Erwähnung, doch diese Figur birgt so unheimlich viel Potential für Geschichten.
Autorin Nikki Marmery hat einen absolut bildgewaltigen Schreibstil, so dass alles, was sie hier erzählt glasklar vor meinem inneren Auge ein Bild ergab. Hin und wieder tauchen zwar kleinere Längen durch die ausführlichen Beschreibungen in der Handlung auf. Da man Lilith hier durch die verschiedenen Geschichten unterschiedlicher, biblischer Charaktere begleitet und es natürlich immer wieder ums gleiche Thema geht, hat man hier das Gefühl immer Wiederholungen serviert zu bekommen.
Liliths Geschichte hat mich trotzdem fesseln können, denn es war, als würde man die gesamte Entstehungsgeschichte einmal aus der Perspektive einer Frau erleben. Das Patriachat steht in der Bibel natürlich vor, aber dadurch, dass man dies durch Liliths Augen sieht, wird einem erst einmal wirklich bewusst, wie sehr hier die Frauen unterdrückt wurden und das über Jahrtausende.
Ich fand es unglaublich spannend, diese Geschichte aus den Augen einer eigenständigen Frau zu betrachten und hier kommen die Männer nicht immer gut davon, denn mit ganz viel Sarkasmus fast schon satirisch werden hier die Männer der Bibel betrachtet. Es war beinahe schon blasphemisch, nein es war Blasphemie und mir hat das gefallen. Gott ist nicht der einzige und vor allem nicht so gütig wie dargestellt. Frauen denken erst dann, wenn ihnen die Augen geöffnet werden und Männer wollen Macht in jeder Hinsicht. Klingt krass? War es auch.
Das Bild der Frauen, das hier gezeigt wird, ist schon recht krass. Sie sind mal dumm und folgen brav, mal sind sie Dämoninnen und Verführerinnen. Je nachdem, was gerade einfacher war, um dienlich für das Patriachart zu sein.
Lilith ist ein unheimlich starker Charakter, sie ist eine hoch modern wirkende Feministin, der schnell klar wird, dass Frauen unterdrückt werden. Sie ist kämpferisch, gibt nicht auf sich für die Frauenrechte einzusetzen und ist einfach mutig.
Mein Fazit: Mein Name ist Lilith ist ein aktuelles, hoch modernes Buch voller Feminismus und auch Blasphemie. Autorin Nikki Marmery beschreibt ohne etwas zu beschönigen, inwieweit biblische Geschichten Einflüsse auf das Dasein hatten und immer noch haben. Ich fand es unheimlich mutig, wie die Autorin sich hier Stück für Stück mit der Entstehungsgeschichte auseinandergesetzt hat und diese einfach mal stark ins Visier nimmt. Respekt, Frau Marmery!