Rezension

Fesselnd und brisant

Schattenmänner - Christian V. Ditfurth

Schattenmänner
von Christian v. Ditfurth

Bewertet mit 5 Sternen

„...Unsere Spekulationen werden immer geistreicher. Was nur beweist, dass wir keine Ahnung haben...“

 

Eine Frau wird in Berlin ermordet. Sie hatte ein Verhältnis mit einem Minister, der aus Bayern kommt. Alles sieht nach einem Eifersuchtsdrama aus. Die Ermittlungen bekommt Hauptkommissar de Bodt übertragen.

In Düsseldorf wird ein Mann an einer grünen Ampel überfahren. Um den flüchtigen Fahrer soll sich Kommissarin Kern kümmern.

In Paris bittet man Lebranc, in die Dienststelle zurückzukehren. Er soll im Fall einer toten Frau ermitteln, die auf die Gleise der Bahn gestoßen wurde.

Der Autor hat erneut einen fesselnden und politisch hochbrisanten Thriller geschrieben. Es ist der vierte Teil mit de Bodt als Ermittler.

Es dauert eine Weile, bis der Zusammenhang zwischen den Fällen deutlich wird. De Bodt kann zwar schnell die Täterin überführen, erkennt dabei aber, dass sie zur Tat provoziert wurde. Er begibt sich auf die Suche nach den Hintermänner.

Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlung. Kurze Kapitel und ein schneller Wechsel der Handlungsorte und Personen sorgen für einen hohen Spannungsbogen.

Die Täter erkennen bald, dass vor allem von de Bodt Gefahr für sie ausgeht. Deshalb landet er ebenfalls auf ihrer Abschussliste. Natürlich eckt de Bodt mit seiner unkonventionellen und eigenwilligen Art erneut bei seinen Vorgesetzten an. Auch Krüger wirft ihn im unpassendsten Moment sprichwörtlich Knüppel zwischen die Füße.

In Frankreich spielt vor allem Florin seine Fähigkeiten aus und bringt damit Schwung in die Ermittlungen. Die Schikanen von Lebranc steckt er kommentarlos weg. Er weiß, dass ihm die Zukunft gehören wird.

Gekonnt werden die Heucheleien und Spitzfindigkeiten der Politik entlarvt. Das beginnt schon damit, dass der Herr Minister glaubt, dass er über den Dingen steht. Dann führt der Fall in die Rüstungsindustrie. Ein gemeinsames Projekt zwischen Frankreich und Deutschland und eine neue Fabrik in den Niederlanden sollen Exportbeschränkungen für Rüstungsgüter aushebeln.

Ab und an erlaubt mir der Autor einen Blick in die Gedankenwelt der Täter, allerdings nur in die der Handlanger, denn die Hintermänner bleiben fast bis zum Schluss im Dunkeln.

Natürlich darf de Bodts Sarkasmus nicht fehlen, wie das Eingangszitat zeigt. Allerdings kann das Yussuf genauso gut. Das liest sich dann so:

 

"...Yussufs Augen schienen einer Fliege zu folgen. Aber natürlich versprühten die im Büro jede Menge Glyphosat, weil das Zeug ja so gesund war..."

 

Die kleinen Sticheleien im Team von de Bodt lockern die angespannte Atmosphäre auf. De Bodt kontert dabei gern mit Aussprüchen bekannter Philosophen.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor versteht es nicht nur, fesselnd zu erzählen, er ermöglicht auch einen Blick hinter die Kulissen der Politik und entlarvt manche Scheinheiligkeit.