Rezension

Fesselnd und politisch brisant

Ritter und die PKK - Stefan Schweizer

Ritter und die PKK
von Stefan Schweizer

Bewertet mit 4 Sternen

„...Die Gesamtsituation in Syrien stellte sich wirklich äußerst komplex dar...“

 

Es war das zweite Adventswochenende des Jahres 2012, als ein Auto vor der Baustelle Stuttgart21 hielt. Wenige Minuten später kam es zu vier Explosionen, die von einem der überraschten Wachleuten fotografiert wurden.

Alexander und Epple vom Staatsschutz waren dazu verdonnert wurden, sich einen Vortrag über Polizeiarbeit anzuhören. Kurz nach Beginn holte sie Klaus, Leiter des Dezernats, aus der Veranstaltung und informierte sie über die Vorgänge.

Der Autor hat einen fesselnden und stellenweise politisch brisanten Krimi geschrieben. Obwohl das Buch vor zwei Jahren entstand, ist obiges Zitat nach wie vor aktuell.

Das Buch lässt sich gut lesen. Das liegt an der Menge der enthaltenen Informationen, der abwechslungsreichen Handlung und den Ermittlern mit Ecken und Kanten.

Alexander Ritter legt Wert auf elegante Kleidung. Er ist ein Genussmensch. Allerdings hat er Probleme mit seinem Privatleben. Einerseits sehnt er sich nach seiner Freundin Jana, andererseits hat er Bindungsängste. Einem Seitensprung ist er nicht abgeneigt. Der Griff zu Alkohol und Schlafmitteln beeinträchtigt seine Arbeit und ist auf die Dauer keine Lösung. Epple interessiert sich mehr als nötig und gut für Alexanders Privatleben. Seine politische Einstellung ist schwer durchschaubar. Er gilt als konservativ, kleidet sich aber im Gegensatz zu Alexander leger. Ob er für oder gegen den neuen Stuttgarter Bahnhof ist, scheint sich von Minute zu Minute zu ändern.

Die erste Spur führt die Kriminalisten zu den Gegnern von Stuttgart21. Dann aber erhalten sie ein Bekennerschreiben. Plötzlich geraten verschiedene syrische Konfliktpartien in den Fokus der Ermittlungen.

Der Sprachstil des Buches wirkt in großen Teilen sachlich. Die vielfältigen Informationen über die Geschichte des alten Stuttgarter Bahnhofs, aber auch über die für die Handlung relevanten politischen Hintergründe und Zusammenhänge zeugen von umfangreichen und exakten Recherchen. Handlungsorte werden detailliert beschrieben. Dabei verwendet der Autor passende Metapher. Außerdem bezieht er gekonnt regionale Besonderheiten und Befindlichkeiten mit ein. Beim Blick auf das Privatleben der Akteure werden vor allem ihre Emotionen herausgearbeitet. Epples nervige Fragen, Klaus` Spiel mit den Eitelkeiten seiner Untergebenen und Alexanders innere Zerrissenheit durchziehen mehr oder weniger die Geschichte. Auch die durch Misstrauen geprägte Zusammenarbeit zwischen dem LKA und den Vertretern des Dezernats Staatsschutz wird thematisiert.

Der hohe Spannungsbogen ergibt sich daraus, dass verschiedene Geheimdienste und Organisationen Deutschland als Spielwiese für ihre Interessen nutzen. Selbst diejenigen, die nicht involviert sind, kann man schon mal zu den Verdächtigen zählen. Es geht in erster Linie darum, politische Wirkungen zu erzielen.

Das Cover passt zur Handlung.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die hohe Aktualität der Geschehnisse und die genaue Darlegung von Zusammenhängen hat dazu beigetragen.