Rezension

Fesselnd und überraschend

ELBFANG - Nicole Wollschlaeger

ELBFANG
von Nicole Wollschlaeger

Bewertet mit 5 Sternen

„...Inzwischen wusste er, dass die Vergangenheit einen jederzeit einholen konnte. Egal, wohin und egal wie schnell man auch davonrannte. Man trug sie in sich. Das war das Problem...“

 

Diese Gedanken gehen Kommissar Philipp Goldberg durch den Kopf. Er hat sich eine Auszeit genommen, ohne seinen Kollegen zu sagen, warum und wohin. Die Kophusener Beamten Hauke und Peter könnten aber jetzt dringend seine Hilfe gebrauchen. Sie haben einen geheimnisvollen Fall zu lösen. Was war passiert?

Moritz und Hanna hatten sich zu einem Picknick getroffen. Moritz wollte ihr endlich einen Antrag machen. Doch dazu kommt es nicht. Ein nachtschwarzer Kahn mit einem unheimlichen Fährmann fährt an ihnen vorbei. Weit schallt der Ruf des Fährmanns über das Wasser. Beide fliehen aus Angst und informieren die Polizei über den Vorfall.

Während Hauke die Sache am liebsten zu den Akten legen würde, glaubt Peter, dass da mehr dahintersteckt.

Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Positiv fällt erneut der ausgefeilte Sprachstil der Autorin auf. Sie beherrscht ausgezeichnet den Umgang mit Sprachbildern.

Bei ihren Recherchen stoßen die Beamten auf zwei alte Vermisstenfälle. Könnte einer der Vermissten der Fährmann sein? Was aber hat er vor? Die Technik, mit der der Fährmann den Kahn bewegt hat, heißt wriggen. Sie ähnelt dem der Gondoliere in Venedig und bedarf langer Übung.

Die beiden Vermissten dürften sie beherrschen.„...

Zwischendurch lässt mich die Autorin einen Blick in den Seelenzustand von Philipp werfen. Er ist gerade dabei, seine Vergangenheit zu verarbeiten.

Sehr amüsant entwickeln sich immer die Gespräche, wenn Hauke und Peter in der Gaststätte bei Haukes Schwester und Mutter einkehren. Seine Mutter sagt ihm deutlich, was sie denkt:

 

„...Hauke – Maus, von wem hast du bloß deine Miesepetrigkeit?…

 

Zu den stilistischen Höhepunkten gehört für mich die Unterhaltung zwischen Hauke, Peter und Philipp, als letzterer ins Revier zurückkehrt. Vor allem Philipps stille Gedanken dabei haben eine ungeahnte Tiefe.

 

„...Er musste an Magda denken. Er hatte ihre wertvolle Zukunft für einen billigen Aufguss der Vergangenheit eingetauscht. Dabei wusste er, wie schal es schmeckte, den Espresso zweimal aufzubrühen...“

 

Mit Philipp nehmen die Ermittlungen Fahrt auf.

Das Buch bringt sehr viel Lokalkolorit rüber. Das geschieht einmal, durch die genaue Beschreibung von Land und Leuten, aber auch durch die Verwendung von Fachbegriffen, die meist selbsterklärend sind.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Am Ende wartet eine handfeste Überraschung.