Rezension

Fesselnde Geschichte, packend erzählt

Die Haushälterin -

Die Haushälterin
von Joy Fielding

Bewertet mit 5 Sternen

"Jodi Bishop ist erfolgreiche Maklerin und lebt mit ihrem Ehemann und zwei Kindern in Toronto. Da ihre Mutter an Parkinson erkrankt ist, beschließt sie, eine Haushälterin für ihre alternden Eltern einzustellen. Als sie die erfahrene Elyse trifft, ist sie begeistert von deren warmherziger, anpackender Art. Sogar Jodis skeptischer Vater scheint sie zu mögen. Aber schon nach kurzer Zeit nimmt Jodi beunruhigende Veränderungen wahr. Ihre Eltern verlassen kaum noch das Haus, ihre Mutter scheint sich regelrecht vor Elyse zu fürchten. Und als ihre Mutter unerwartet verstirbt, muss Jodi sich fragen: Wem hat sie da die Tür zum Leben ihrer Eltern geöffnet...?" (Klappentext: Der Hörverlag)

Obwohl ich gerne Spannungsromane und Thriller lese, war "Die Haushälterin" mein erstes Buch von Joy Fielding. Ich habe mir schon längere Zeit vorgenommen, ein Werk der Autorin kennenzulernen. Als nun das neueste Buch erschien, habe ich die Gelegenheit am Schopf gepackt. Und mir hat es sehr großen Spaß gemacht! 

Jodi Bishop heuert für ihre in die Jahre gekommenen Eltern eine Haushälterin an. Alle Beteiligten haben sich von Anfang an in die warmherzige Elyse verliebt, die sofort zur Stelle ist, wenn es anzupacken gilt. Sei es im Umgang mit der an Parkinson erkrankten Mutter oder als Ausgleich zum schroffen Verhalten des gebieterisch anmutenden Vaters. Jodi hat den perfekten Griff gemacht, und hofft, mehr Zeit für das eigene Familienleben und sich selbst zu finden. Doch dann bröckelt der Ersteindruck und sie spürt, dass von der umwerfenden Haushälterin Gefahr ausgeht. 

Das Thema ist nicht neu und nimmt in Joy Fieldings Version keine neuartigen Formen an, aber ich mochte, wie die Autorin die Handlung aufbaut und Jodi erzählen lässt. Anzumerken ist, dass ich das Buch in der Audioversion gehört habe. Ich denke, für dieses Medium ist es perfekt, weil Jodi selbst die Erzählstimme erhält und dem Leser oder der Leserin brühwarm berichtet. Sie beschreibt merkwürdige Vorfälle und wie sich die Situation zuzuspitzen beginnt.  

Jodi erzählt, wie sie Elyse als Haushälterin eingestellt hat, wie ihre Eltern und ihre Schwester darauf reagieren und warum sie sich dadurch Erleichterung erhofft. Es folgt ein Blick in den mühsamen Alltag. Denn die Erkrankung der Mutter wirft einen Schatten auf Jodis Ehe- und Familienleben, welcher statt lichter mit fortschreitender Handlung dunkler wird. 

Autorin Joy Fielding baut geniale psychologische Kniffe ein, um Jodi vor den Kopf zu stoßen. Egal, ob es im Beruf als Immobilienmaklerin, als bemühte Tochter, Mutter, Ehefrau oder Schwester ist. Ihr Umfeld macht es ihr teilweise richtig schwer, wodurch ich oftmals aus der Haut hätte fahren können. 

Bewundernswert ist jedenfalls die äußere Gelassenheit der Protagonistin, wie sie einfach weitermacht und trotz Gegenwinds den Kopf oben hält, obwohl sie innerlich - genau wie der Leser oder die Leserin – am Brodeln ist. 

Jodi wirkte auf mich zwar nicht sympathisch, trotzdem habe ich mit ihr gelitten. Sie ist einer dieser Menschen, die ständig von anderen ausgenützt werden. Sie bemüht sich, hilft und gibt, und hört nur, dass all das nicht ausreichend ist. Ähnlich verhält es sich mit der berüchtigten Haushälterin. Diese scheint ebenfalls der Typ Mensch zu sein, der sich wohl fühlt, wenn er geben kann. Die Frage ist, ob hier der Schein der Wahrheit entspricht. Mir gefällt, dass daraus ein spannender Roman entstanden ist.

Die Stimmung ist jedenfalls eindringlich und aufgeladen. Manch biestiges Gebaren verschlägt einem den Atem, obschon es nie so übertrieben ist, dass es unglaubwürdig wirkt. 

Fesselnd und aufwühlend ist das Buch allemal, auch wenn es keinesfalls einen klassischen Psychothriller entspricht. Genau wie die Bezeichnung am Buchdeckel verspricht, handelt es sich um einen Roman, der mit gelungenen Spannungsaspekten ordentlich Fahrt aufnimmt. 

Im Endeffekt bin ich begeistert von Joy Fielding und „Die Haushälterin“ und kann es  - vor allem als Hörbuch - weiterempfehlen. Die Handlung wirkt authentisch und kommt ohne aufgeblähte Konstruktionen aus, die Figuren finde ich realistisch, weil sie allesamt unsympathische Eigenarten aufweisen und die gewählte Erzählart rundet die Geschichte zu einem packenden Hörvergnügen ab.