Rezension

Fesselnder historischer Roman anno 1813

Unter Musketenfeuer - Ole R. Börgdahl

Unter Musketenfeuer
von Ole R. Börgdahl

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ein Schmied muss nicht nur wissen, welche Form er dem Eisen zu geben hat, er muss auch den Hammer beherrschen, der die Form erzeugt...“

 

Wir schreiben das Jahr 1813. Falk Marten Hansen hat erreicht, wovon er lange geträumt hat. Er zieht mit der schwedischen Armee in den Krieg gegen Napoleon. Das reizt ihn mehr, als die Ziegelei seines Onkels zu übernehmen. Die Werft des Vaters geht an den älteren Bruder.

Der Autor hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil passt sich der Handlung an. Mal unterstützt er die rasante Entwicklung, an anderen Stellen wird sachlich über Funktion und Aufbau von Kriegsgerät berichtet.

Immer wieder werden Episoden aus Falks Vergangenheit ins Geschehen eingeflochten. Das hilft, sich ein Bild über den jungen Mann und seine große Familie zu machen. Er ist vielseitig interessiert und hat in seinem Leben schon einiges erreicht. Dass die Werft des Vaters die letzten Jahre überstanden hat, ist nicht zuletzt ihm zu verdanken. Er hat ein Gespür für lohnende Geschäfte. Sein eigentliche Metier aber ist das Ingenieurwesen. Deshalb ist er im Krieg auch aufgeschlossen für Neuentwicklungen und sogar bereit, das eine oder andere auszuprobieren.

Obiges Zitat stammt von einem Optiker, der ihm damit klar macht, wie wichtig die Mathematik für Ingenieure ist.

Gut und sehr detailliert beschrieben wird der Kriegsverlauf. Falk hatte nie eine militärische Ausbildung. So lässt er sich den Umgang mit Degen und Säbel beibringen. Das klingt dann so.

 

„...Ich lernte dabei die Leitsätze: Richtige Deckung. Auf eigene Ruhe achten. Den Scharfblick für die Aktionen des Gegners bewahren...“

 

Hätte ich als Leser die Waffen in der Hand, könnte anhand der genauen Anleitung mit üben!

Durch Briefe wird Falk nicht nur über die Sorgen in seiner Familei informiert, er gibt Ratschläge, wie in gewissen Situationen zu verfahren ist. Damit umgeht er die Forderung seines Onkels, endlich nach Hause zurück zukehren.

Natürlich darf eine Beschreibung der Schlacht bei Leipzig nicht fehlen. Falk, der in der Schreibstube aufgrund seines Fremdsprachenkenntnisse begonnen hat, ist mittlerweile Meldereiter und mitten im Geschehen. Dabei fallen all die bekannten Namen wie Generalfeldmarschall Blücher, von Bülow oder Yorck von Wartenburg. Falk stellt fest:

 

„...Über das, was vor den Toren Leipzigs geschehen ist, wird man noch in hundert Jahren sprechen...“

 

Nicht nur einmal springt Falk dem Tod gerade noch von der Schippe. Das ändert aber nichts daran, dass er weiter bei der Truppe bleibt.

An mehreren Stellen macht der Autor deutlich, was der Krieg für die Zivilbevölkerung bedeutete. Falk erkannte:

 

„...Hinterher wurde mir bewusst, dass die, die nichts hatten, auch nichts verlieren konnten...“

 

Ein ausführliches Personenverzeichnis ergänzt den Roman. Und dann lässt mich der Autor mit einem heftigen Cliffhanger zurück.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das liegt unter anderem daran, dass nicht nur die Schlachten beschrieben werden, sondern auch die politischen Diskussionen eine entscheidende Rolle spielen. Dabei geht es um sehr persönliche Interessen der Herrscherhäuser. Eingebettet ist das Ganze in eine fesselnde Handlung mit einem Protagonisten, der Gefahren nicht unbedingt aus dem Wege geht.