Rezension

Fesselnder Krimi

Frettchenland - Rainer Wittkamp

Frettchenland
von Rainer Wittkamp

Bewertet mit 5 Sternen

„...Diese Pest höhlt die Demokratie immer mehr aus...“

 

Lotte Weiland; Personenschützerin, kopiert sensible Daten vom Computer des Bundestagsabgeordneten Nils Janssen. Der bekommt das mit. Kurze Zeit später ist die junge Frau tot.

Der Fall landet auf den Tisch der Kriminalkommissare Martin Nettelbeck und Wilbert Täubner. Jutta Koschke, seine Vorgesetzte, stimmt dem erstaunlich schnell zu.

Der Autor hat einen fesselnden und abwechslungsreichen Politkrimi geschrieben.

Die Protagonisten werden sehr gut charakterisiert. Martin ist seit kurzem verheiratet. Seine Frau hat zwei Kinder mit in die Ehe gebracht. Dadurch sieht sich der Kommissar neuen Anforderungen gegenüber. Auch Wilbert hat private Sorgen. Seine Freundin liebäugelt mit einem Studium in Nordrhein-Westfalen. Dabei fordert der Fall nicht nur die volle Aufmerksamkeit, sondern eine Menge an Fingerspitzengefühl. Im Mittelpunkt ihrer Ermittlungen steht der Lobbyismus im Bundestag. Obiges Zitat deutet auf die Gefahren hin. Die Energiewirtschaft sucht nach Möglichkeiten, den Atomausstieg auf die Schultern der Steuerzahler zu verteilen. Korruption und Bestechung spielen eine entscheidende Rolle.

In einem Nebenstrang hat der Bundestagsabgeordnete Füting seine besonderen Vorstellungen, wozu er weibliche Praktikanten einstellt.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Das liegt an der vielschichtigen Handlung, aber auch an den in kurze Abschnitte unterteilten Kapiteln. So wechseln Handlungsorte und Personen relativ häufig.. Die Polizei ist nicht der alleinige Ermittler. Lottes Großmutter Luise hat mit ihrer Enkeltochter die letzte Verwandte verloren. Als ehemalige Meisterin im Pistolenschießen geht die alte Dame nun eigene Wege.

Der Schriftstil ist angenehm zu lesen. Der Autor versteht es, ihn der jeweiligen Situation anzupassen. Das zeigt sich besonders in den informativen Dialogen. Mal sind es Andeutungen, mal knallharte Argumente, die im Raum stehen. Sarkastisch dagegen werden die Vorgänge im Bundestag rund um das Thema Lobbyismus betrachtet. Martin Nettelbeck verfügt über einen trockenen Humor. Juttas emotional schwierige Lage wird durch ihr Tun und weniger durch Worte beschrieben.

Ein Ruhepunkt in der spannenden Handlung ist Nettelbecks Hobby. Dadurch erfahre ich einiges über die heutige Einteilung von Schallplatten und deren Wert.

Das Schlusswort des Autors trennt Realität von Fiktion.

Das Cover mit den Seifenblasen vor dem Brandenburger Tor passt ausgezeichnet.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ein immer aktueller werdendes Thema wurde in eine spannende Handlung verpackt. Der Abgeordnete ist dem Wohle des Volkes verpflichtet. Hoffen wir das Beste!