Rezension

Feuerwerk der Fantasie

Gekoffert und Verschleppt - Lisa Brenk

Gekoffert und Verschleppt
von Lisa Brenk

 

„Wie komme ich bloß wieder nach Hause?“  So lautet die bange Frage des 13jährigen  Robert Caillou, und das ist auch das zentrale Motiv des Romans. Robert, der nachts in einem Koffer aus seinem Elternhaus entführt wird, findet sich in einer merkwürdigen Welt wieder. Es ist die Alte Welt, wie man ihm erklärt, und hier soll er zum Zauberer ausgebildet werden. Doch er eignet sich so gar nicht zum Zauberlehrling und hat schreckliches Heimweh. Eines Tages bekommt er unverhofft Gelegenheit dem magischen Haus zu entfliehen. Gemeinsam mit seinem treuen Totem, der Hyäne Tatu, macht er sich auf die gefahrvolle Reise nach Immerstadt. Dort, in der quirligen Hauptstadt des Oberen Kontinents, hofft er eine Möglichkeit zur Rückkehr in seine Heimat zu finden. Doch es gilt zahlreiche Hindernisse und böse Fallen zu überwinden, wofür der Junge all seinen Mut und Verstand braucht. Und schließlich in Immerstadt angekommen, erwarten ihn einige überraschende Entdeckungen…

Packend, in Form von Tagebuchaufzeichnungen, werden Roberts unfreiwillige Abenteuer aus seiner Sicht erzählt. Rätselhaft bleibt dabei, wie sie seinen Freund Gilbert Faunus, der sie der Öffentlichkeit präsentiert, erreicht haben. Rätselhaft dunkel bleiben auch noch lange Zeit viele der seltsamen Ereignisse, mit denen Lisa Brenk Robert und den mitfiebernden Leser in ihrem Debutroman  konfrontiert und denen der Junge, tatkräftig unterstützt von Tatu, mit viel Köpfchen, aber auch sehr viel Glück, begegnet.

Jedes einzelne Kapitel zeugt von dem Spaß der Autorin am Fabulieren: Immer wieder verblüfft sie mit neuen unkonventionellen Einfällen, kreiert fantastische Lebewesen, erfindet skurrile Situationen  -  das (immerhin 500 Seiten lange) Buch sprüht geradezu vor Fantasie. Spannend, aber auch witzig, schildert sie, wie der Teenager mit dem guten Herzen  -  für sein Alter sehr reif  -   allen Problemen zum Trotz, sein Ziel, die Oberwelt zu verlassen, nicht aus den Augen verliert. Ob es ihm gelingt? Der Verlauf des Fantasyromans und vor allem sein Ende überrascht mit zahlreichen unvorhersehbaren Wendungen und hinterlässt den Eindruck eines farbigen, lebhaften (Alb-)Traums, aus dem es nicht so schnell ein Erwachen gibt.

Roberts Tagebuch entpuppt sich als ein Roman, der nicht nur Kinder ab zehn Jahren in seinen Bann zieht, sondern auch Erwachsene „koffert“ , die „eine Geschichte suchen, die voller Abenteuer und Gefahren steckt“…