Rezension

Folgen der Selbstüberschätzung

Schäbels Frau, Geschenkausgabe
von Janosch

Bewertet mit 3.5 Sternen

Humorvoll geschriebene Zeilen aus der Zeit, als es noch sechs Wochen am Stück regnete und die Menschen noch mit Schecks hantierten.

Wer kennt Horst Eckert? Bekannter ist er unter dem Namen Janosch. Ja, richtig, der Erfinder der Tigerente. Kinder lieben seine Geschichten und Zeichnungen. Erwachsene auch. Aber für die gibt es noch mehr: Janosch hat auch Bücher für Erwachsenen geschrieben. Was viel weniger bekannt ist. Eigentlich schade, denn sein Humor ist unverkennbar.

„Schäbels Frau“ aus dem Jahre 1992 ist der erste Roman aus seiner Hand, den ich gelesen habe. Auch wenn manches heute schon etwas antiquiert scheint, hat mich die zeitlose Geschichte über Bernhard Schäbel angesprochen. Das Muttersöhnchen, 1951 geboren, erlebte seine Jugendzeit, als die Beatles groß raus kamen. Aus Imagegründen studiert er, doch verbringt seine Zeit lieber außerhalb der Uni.

Gesine hat er mehr oder weniger zufällig geheiratet. Schon nach wenigen Wochen verliebt sie sich in einen anderen. Schäbel gönnt ihr die Freiheit, stellt den beiden sogar das eigene Ehebett zu Verfügung. „Was soll‘s“ ist sein Lieblingsspruch. Bis er dann doch das Weite sucht und wie ein Hase (mit dem er immer wieder verglichen wird) über ein Feld rennt.

Er tut es seiner Frau gleich und verliebt sich in die Wirtin des Gasthofes, in dem er mit Mutters Geld absteigt. Er mutiert zu John Wayne und säuft sich seine Träume schön. Von seiner Selbstfindung überzeugt, sagt er sich: „Wieder einen Tag des Glücks aus Unachtsamkeit verschenkt.“

Janosch deckt mit viel Ironie Schäbels Selbstbetrug auf. An manchen Stellen erinnerte mich der zukünftige Politiker Schäbel an den Polizisten Overbeck aus der Fernsehserie Wilsberg. Der denkt auch ständig darüber nach, wie er bei anderen ankommt.

Ich habe das Buch mit einem Grinsen im Gesicht gelesen. Auch wenn es kein überwältigendes Werk ist, hatte ich viel Spaß daran.