Rezension

Freiheit wird einem nicht gegeben. Man muss sie sich nehmen.

Mademoiselle Oppenheim – Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst -

Mademoiselle Oppenheim – Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst
von Mina König

Ein klasse Biografie einer ungewöhnlichen und schillernden Künstlerin.

Wir reisen im Jahr 1932 mit dem Zug aus Basel nach Paris. Im Zug sitzt Meret Oppenheim mit ihrer Freundin Irene und sehnt sich danach endlich ihre Freiheit und ihre Kunst in dem schillernden Paris zu leben, losgelöst von der Enge ihres Elternhauses.

Meret, schon immer anders und immer auf der Suche nach Inspiration und Wege ihrem Verständnis von Kunst Ausdruck und Raum zu geben. Sie freundet sich mit den Künstlergruppe der Surrealisten an und ist sehr oft im Cafe Flores anzutreffen, in dem auch der bekannte Künstler Marcel Duchamp jeden Tag vor seinem Schachbrett sitzt und ihr einmal den guten Rat gibt, kein Herdentier zu werden, sondern immer den eigenen Weg zu gehen. Ein weiser Rat eines großen Künstlers, der sehr zurückhaltend in dem Buch geschildert wird, dessen Größe und Charakter jedoch umso mehr erkennbar ist. Für Meret ist er zunächst ein unerreichbares Vorbild.

Sie geht ihren Weg, probiert sich aus, geht ungewöhnliche Wege und lässt es auch auf einen Bruch mit den konservativen Eltern ankommen, so schmerzhaft es sich auch für gestaltet. Umso schmerzhafter, so dunkler die Zeit in Deutschland und Europa wird und umso gefährlicher für die Familie Oppenheim. Ihre geliebte Großhüssi gibt ihr in dieser Zeit Halt und Zuspruch, denn sie war auch eine Künstlerin und kann Meret umso mehr verstehen. Meret feiert ihre erste Ausstellung mit den Surrealisten und hofft auf den großen Durchbruch.

In dieser Zeit lernt sie den charismatischen und narzisstischen Max Ernst kennen und die beiden beginnen eine leidenschaftliche Beziehung. Doch mehr und mehr leidet Merets Kreativität unter dieser immer raumgreifenden Beziehung und nachdem sie eine augenöffnende Begegnung mit seiner zweiten Ehefrau hatte, beendet Meret diese. Sie nimmt sich Zeit für sich und ihre Kunst und lernt nun durch Marc Duchamp eine ganz andere Art von Beziehung kennen mit echter gegenseitiger Wertschätzung auch der Kunst des anderen, was bei den Künstlern dieser Zeit nicht selbstverständlich war.

Wieder steht eine Ausstellung an und Meret kreiert ein "Frühstück im Pelz" und stellt dieses moderne Kunststück neben Pablo Picasso, Max Ernst, Marcel Duchamp und anderen erfolgreichen Surrealisten aus. Journalisten der ganzen Welt kommen. Kann das der große Durchbruch für Meret werden?

Die Autorin Mina König nimmt den Leser mit in das schillernde Künstlerleben von Paris, in den Aufbruch der Surrealisten etwas Neues zu gestalten, auch in das Lebensgefühl Anfang der Dreißiger Jahre, in denen es von Jahr zu Jahr dunkler in Europa und gefährlicher für die Juden wurde. Sie schildert uns eine über die Maßen freiheitsliebende junge Künstlerin mit einem starken Charakter und einer verletzlichen Seele und nimmt uns auf ganz besondere Weise mit hinein, diese ungewöhnliche Künstlerin zu verstehen.

Absolut lesenwert!