Rezension

Fremdes Leben zum Schnäppchenpreis

Das gekaufte Leben -

Das gekaufte Leben
von Tobias Sommer

Bewertet mit 3 Sternen

Ein wenig unrund

Clemens Freitag hat genug von Berlin, seinen Schulden und seinem Job.
Da entdeckt er im Internet eine kuriose Anzeige. Jemand bietet sein komplettes Leben zum Kauf an, inklusive Haus, See, Freunden und Job.
Freitag zögert nicht lange und klickt auf den Button zum Mitbieten.

Die Kurzbeschreibung des Buches hat mich sofort angefixt. Was für eine Vorstellung kurzerhand das Leben eines anderen zu übernehmen. Und in diesem Angebot ist ja wirklich alles enthalten, was so ein Leben ausmacht.
Freitag übernimmt nicht nur das Haus und den Garten dieses Götz Dammwald, sondern auch noch dessen Freunde aus dem Angelverein und der Stammtischrunde. Alle reden nur gut über Götz, keiner kann verstehen warum dieser sein Leben verkauft hat.
Ich fand es unheimlich fesselnd, wie Freitag Stück für Stück Dammwalds Leben übernimmt. Wie er so klarkommt, denn plötzlich hat Freitag Freunde und Kollegen, ein Hobby, ein geregeltes Leben.
Geschrieben ist das alles aus Freitags Sicht. Ab und zu fand ich den Stil aber zu nüchtern, als betrachtet eher ein Fremder die Ereignisse von außen, wie einen Bericht oder so ähnlich, halt nur in der Ichform.

Dann merkt man nach und nach wie die Stimmung kippt. Irgendwo lauert da was, und man fragt sich, warum Götz eigentlich alles verkaufen wollte. Als Leser weiß man vom Klappentext nur, dass in dem See hinter dem Haus ein menschlicher Finger gefunden wurde. Und vielleicht war bei diesem Dammwald doch nicht alles so perfekt, wie die anderen behaupten.
Ich mochte die beklemmende Hintergrundstimmung sehr, wobei man die ruhig noch etwas hätte ausreizen können.

Was mir gar nicht gefiel war die Entwicklung die Freitag zum Ende hin durchmacht. Freitags Krise passte für mich überhaupt nicht in die Geschichte, da es ihn so unangekündigt überkommt. Als hätte man noch irgendetwas Dramatisches einbauen wollen.
Ansonsten gefiel mir das Buch wirklich sehr und empfehle es gerne weiter. Es war auf jeden Fall mal etwas anderes.