Rezension

Das Leben eines Anderen

Das gekaufte Leben -

Das gekaufte Leben
von Tobias Sommer

Meine Meinung:

Dein Haus-mein Haus
Dein Auto-mein Auto
Dein Boot-mein Boot
Dein See-mein See
Deine Leichen im Keller-STOP!

Als ich den Klappentext gelesen habe war mir klar, dieses Buch muss ich lesen. Clemens Freitag lebt in Berlin. Beruflich wie privat ist er ein richtiger Looser. Miete und Strom kann er nicht bezahlen. In der Liebe und im Job scheint er auch kein Glück zu haben. Er trauert um seine Eltern. Kriegt es nicht auf die Reihe seine Wohnung ordentlich zu halten. So wundert es einen nicht, dass er sofort auf eine mysteriöse Anzeige anspringt wie ein Mähroboter. Er ersteigert im Internet das komplette Leben des Götz Dammwald. Auf gehts nach Zaun. Das liegt in der ostdeutschen Provinz. Dort angekommen kann Clemens sein Glück nicht fassen. Ein geräumiges Haus mit großem Garten und in der Garage ein Luxusauto. Einen See plus Bootshaus und Boot darf er nun auch sein eigen nennen. Das Gästehaus hätte ich jetzt beinah vergessen! Dammwalds Job und Freunde natürlich auch. Nein, dieses Leben gibt der Clemens nicht mehr her.

Bei mir lief nonstop das Kopfkino. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das komplette Leben eines anderen Menschen weiter zu führen. Das eine oder andere mal hatte ich das Gefühl, dass Clemens nun in einer Identitätskrise steckt. Bald wirklich glaubt Götz Dammwald zu sein und sogar eifersüchtig auf diesen Supermann ist. Er trägt Dammwalds Klamotten. Benutzt Dammwalds Zahnpasta. Verzehrt die Lebensmittel, die der Supermann in rauen Mengen hinterlassen hat. Dammwalds Freunde verhalten sich ihm gegenüber so, als ob sie ihn schon immer kennen. Die Nachbarn ebenso. Unglaublich aber wahr. Endlich kann er wieder angeln gehen. Seine neuen Freunde sind alle Angler und trinken gerne mit Clemens ein Bier in der kleinen Kneipe im Ort. Supermarkt gibt es keinen in Zaun. Aber ein alter Dorfbewohner bietet in seiner Garage Waren an. Überwiegend flüssiger Natur. Dammwalds Job für Angler und Jagdbedarf übernimmt er ohne Probleme. Bearbeitet die Reklamationen und beherrscht alles auf Anhieb. Tja, das Leben kann so schön sein. Nur, was hat es mit dem Ringfinger auf sich, der aus dem See geangelt wurde? Warum bellt oft in der Nacht ein Hund in seinem Garten? Und … Moment mal, treibt sich da jemand in Clemens Haus herum?

Wie der Klappentext schon verrät, geht es in Zaun nicht mit rechten Dingen zu. Die Geschichte kommt ruhig daher. Dennoch ist die Spannung greifbar. Obwohl der Vorbesitzer eine Weltreise macht, ist er stets präsent. Ich konnte wunderbar in die Gefühlswelt von Clemens eintauchen. Seine Nachbarn und Freunde blieben mir fremd. So fremd, wie einem fremde Menschen nur sein können, die von einer Minute auf die andere meine Freunde sein sollen. Das Angeln hat in Clemens Kindheitserinnerungen wach gerufen. Überhaupt ist der Clemens auch nach Jahren noch in Trauer. Ich fand das Ganze gruselig. Hab immer auf den großen Knall gewartet. Von Anfang an spürt man eine Tragödie und die damit verbundene Unsicherheit von Clemens.
Fazit: Kann man wirklich ein besseres Leben führen, wenn man das eines fremden Menschen übernimmt? Kann man sein Glück mit fremden Freunden teilen? Diese Fragen habe ich mir oft beim Lesen gestellt. Natürlich habe ich die Antwort für mich gewusst.

Fazit:

Der flüssige Schreibstil hat mich von Anfang an mitgenommen. Detailiert beschreibt der Autor die Gefühlswelt von Clemens. Das Setting reflektiert die kleine verschlafene Ortschaft Zaun. Das Ende hat mich ein kleines bisschen überrascht. Die Kernaussage, (für mich,) hinter dieser Geschichte: Du nimmst deine Probleme überall mit. Eine Frage hat sich des öfteren in meinem Kopf festgesetzt: Wer ist Clemens Freitag?

Herzlichen Dank Tobias Sommer. Ich habe diesen außergewöhnlichen Roman sehr gerne gelesen.