Rezension

Freudlose Joy

Joy -

Joy
von Jonathan Lee

Bewertet mit 3 Sternen

Wie im Vorgängerroman „Der große Fehler“ von Jonathan Lee erlebt auch hier die titelgebende Hauptfigur gleich am Anfang ein schweres Unglück. Diesmal handelt es sich um eine Mitarbeiterin einer Londoner Anwaltskanzlei, die kurz vor der Ernennung zur Partnerin steht.

Verschiedene Personen aus Joys engen Umfeld führen Gespräche mit einem Psychiater und geben nach und nach Einblick in ihr Beziehungsgeflecht. Die Schilderungen aus ihrer Sicht wechseln sich ab mit einem Erzählstrang, der Joy einen Tag lang bis zum Unglück begleitet.

War es ein Selbstmord- oder Mordversuch? Diese Frage hält den Spannungsbogen aufrecht – zumindest anfangs. Ob Joys Ehemann, ihr Kollege, ihre Assistentin oder ein Fitness-Trainer – jedem einzelnen Charakter gibt der Autor klare Konturen und einen eigenen Sprachstil. Selbstgefälliges Gebaren, Arbeitsfrust, Neid und unverarbeitete Traumata begleiten diese Figuren im Alltag. Allmählich verlor ich jedoch das Interesse an ihnen und wartete vergeblich auf überraschende Wendungen oder Erkenntnisse. Sprachlich und dramaturgisch hat mich der Roman gut unterhalten, doch inhaltlich hatte ich mehr erwartet.