Rezension

Freundschaft und Abgründe

Die Frau, die es nicht mehr gibt -

Die Frau, die es nicht mehr gibt
von Maiken Nielsen

Bewertet mit 5 Sternen

Mit ihrem Buch „Die Frau, die es nicht mehr gibt“ hat mich die Autorin Maiken Nielsen beeindruckt und überzeugt. Dies ist mein erstes Buch von ihr, wird aber nicht das letzte Buch bleiben. Thematisch zog mich dieses Buch an, denn der Klappentext verspricht eine richtig interessante Geschichte. 

 

Einerseits gibt es da das Luberon Gebirge mit seinen interessanten Naturbeschreibungen im Süden Frankreichs, mit diesen malerischen Dörfern, mit diesem Zauber, den der Süden Frankreichs einfach ausstrahlt und auch mit einer außergewöhnlichen Geschichte. Eine Geschichte, von der ich wenig wusste und die dieses Buch damit interessant macht. 

 

Dann kommt auch unsere wenig aufgearbeitete Geschichte zum Vorschein, die RAF züngelt hier im Hintergrund und lässt den deutschen Biedermann erschauern. Mich lässt diese Institution aber nicht erschauern, eher wundert es mich sehr, dass es nicht wirklich zu einer Aufarbeitung der damaligen Geschehnisse kommt, denn genau dies wäre eigentlich wichtig. Aber wer weiß, was da alles ans Tageslicht kommen könnte, wer da schlecht weg kommt dabei und wer dadurch Gründe hat, diese unschöne Geschichte weiter im Dunkeln zu lassen. DIE RAF und ihre blutigen Taten, die ich scharf verurteile, aber ich möchte dennoch wissen, warum man so wenig aus der Zeit des Nationalsozialismus gelernt hat, warum manche schwarzbraunen Gesinnungsgenossen weiter in ihren Machtpositionen verbleiben durften und weiterhin ihren braunen Sumpf verbreiten dürfen. Denn auch unsere heutige Zeit mit ihrem teilweisen brutalen Vorgehen gegen Andersdenkende, wenn ich an das Geschehen an diesem unsäglichen Bahnhof in Stuttgart denke, oder an das Vorgehen gegen Umweltschützer in den Wäldern oder auf den Straßen unseres Landes und die Diffamierungen, denen sie ausgesetzt sind oder an die Stärke unseres Landes gegenüber dem linken Spektrum, wurzelt in diesen Verfehlungen der vergangenen Zeit. Und genau dies ist nicht gut für unsere Demokratie, ob dies den machthungrigen Personen klar ist, weiß ich nicht, aber eventuell wenden sich dann deren politische Gesinnungen und sie bringen ihre Schäfchen wieder ins Trockene. Möglich ist da sicher einiges. Nun gut, zurück zum Buch, denn dieses zeigt da einiges und bestärkt mich nur in meinem Denken. Interessant und informativ. Auch in dieser Thematik.

 

Dann kommen die Themen Jugend und Freundschaft, das Thema der Selbstfindung, die wunderbare Liebe in den Fokus, eine wunderbare Viererbande beschreibt Maike Nielsen und trifft mich hier mitten ins Herz. Die junge Hamburgerin Alex trifft in den frühen 80ern im Luberon auf die Dreierkonstellation Mado, Loic und Fantomas, erliegt der Faszination der drei außergewöhnlichen Charaktere und verbringt mit ihnen ihre Zeit, lernt die Liebe und die Kraft der Freundschaft kennen, bis etwas die Konstellation der Protagonisten zerreißt und Alex dreißig Jahre später auf Mado trifft und dort dann auf eine Klärung hofft. 

 

Eine wunderbare Geschichte, die Maike Nielsen perfekt in die anderen Geschehnisse verwoben hat und damit ein außergewöhnliches Buch geschrieben hat, welches mich trifft, bei mir einschlägt wie eine Bombe. Nur eröffnet sich diese Detonation erst am Ende, im letzten Drittel des Buches, ermöglicht den fünften Stern von mir, vorher ist dieses Buch ein schön geschriebener 4 Sterne Roman. 

 

Wer an der RAF-Thematik interessiert ist und wer sich an jugendlichen Protagonisten in ihren Findungsjahren begeistern kann, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Ich empfehle hier auch „Ada“ von Christian Berkel, ebenso ein gelungener Blick auf die unschönen Geschehnisse der damaligen Zeit, obwohl dieser Blick zeitlich noch etwas früher ansetzt.