Rezension

Für ein Debüt bemerkenswert

Ich will nur spielen -

Ich will nur spielen
von Marc Stroot

Bewertet mit 4 Sternen

"Ich will nur spielen “ ist das Thriller Debüt von Marc Stroot. Eher zufällig bin ich darauf gestoßen und der Klappentext hat mich direkt neugierig gemacht.

Der Schreibstil des Autors ist dabei überaus fesselnd und einnehmend.
Im Fokus stehen mehr oder weniger der Täter und der Ermittler Maik.
Zum Täter hatte ich eher ein zwiegespaltenes Verhältnis, denn der Autor weist hier direkt darauf hin, dass einiges im Argen liegt.
Es birgt eine große Verletzlichkeit, aber da ist auch so viel Wut und unterschwellige Aggression spürbar.
Parallel dazu erleben wir Maik mit seiner Tochter Lilly. Hier sehe ich es etwas problematisch, dass seinem Privatleben enorm viel Raum gegeben wird. Für meine Verhältnisse etwas zu viel. Denn dadurch wird die eigene Handlung immer etwas ausgebremst, weil man sich auch mit seinem Trauma befassen muss.
Sein Kollege Seiler hat dagegen etwas für frischen Wind gesorgt, auch wenn seine Art absolut unangebracht und nervtötend ist, so hat er doch einen guten Kern.
Den übrigen Charakteren wurde genau so viel Raum zugedacht, dass man sich ein Bild von Ihnen machen konnte und sie nicht ganz so eindimensional wirken. Sie sind authentisch und verstehen mitzureißen.

Der Kriminalfall ist äußerst komplex und in dieser kleinen Ortschaft passiert so etwas eigentlich nicht. Bis jetzt.
Den Taten haftet von Anfang etwas sehr arrogantes und perfides an, aber man hat auch das Gefühl, es wäre ein immenser Hilfeschrei.
Interessant ist dabei, dass man teilweise die Opfer begleitet, was enorm nervenaufreibend ist.
Anhand der Vergangenheit von einem Jungen, die parallel dazu verläuft, hat man bald ein recht konkretes Bild vor Augen.
Aber es ist interessant, den Verlauf dieser Rückblenden mitzuverfolgen.
Dabei bindet der Autor äußerst gekonnt die psychologischen Aspekte mit ein und weist sehr eindringlich darauf hin, mit was für einer Art von Mensch wir es hier zu tun bekommen.
Aber auch, wie sehr uns die Vergangenheit formt und ausmacht.
Man selbst hängt in einer Blase aus Anteilnahme und Abneigung fest und weiß nie so direkt, was man eigentlich empfinden soll.
Die sensiblen und ernsten Themen, die er einwebt, offenbaren so viel Trauer, Wut und Sehnsucht, dass man automatisch mitfühlt.

Die Taten selbst sind äußerst kreativ und tiefgreifend. Es hat sich jedoch recht früh herauskristallisiert, worauf das Ganze hinauslaufen soll, auch wenn der Autor versucht ,einiges zu verschleiern.
Auf die Identität des Täters bin ich allerdings nie gekommen. Das war tatsächlich eine kleine Überraschung.
In der Handlung geht es zwar sehr interessant zu, es schlichen sich jedoch auch ein paar Längen ein. Gerade Maiks Privatleben war mir eindeutig zu viel, es hat zu viel von der Spannung weggenommen.
Zudem würde dieser Aspekt nur Sinn ergeben, wenn es eine Reihe wäre.
Das Ende hingegen hat mir enorm gut gefallen, fiel aber auch etwas flach und unaufgeregt aus. Womit aber wieder gezeigt wird, wie der Täter denkt und fühlt, und das er letztendlich ein Gefangener seiner selbst ist. Besonders der Epilog war sehr aufschlussreich.

Insgesamt ein solider Thriller, auch wenn der Thrill etwas zu kurz kam.
Für ein Debüt allerdings bemerkenswert.

Fazit:
Marc Stroot liefert mit seinem Debüt einen sehr beklemmenden und perfiden Thriller ab, der sehr tiefgreifend und ausschweifend ist.
Zwar etwas vorhersehbar, aber definitiv nicht schlecht. Zudem werden hier wichtige Themen aufgegriffen und wie diese absorbiert werden.
Ich bin gespannt, ob wir noch mehr rund um den Ermittler Maik erfahren.