Rezension

Für Hundeliebhaber

Blut & Barolo - Carsten Sebastian Henn

Blut & Barolo
von Carsten Sebastian Henn

Das Turiner Grabtuch wird gestohlen und die Welt der Hunde beginnt sich mehr und mehr in eine Hölle zu verwandeln. Der barolosüchtige Giacomo und Niccolò machen sich mit Amadeus, dem Wächter des Grabtuchs, auf die Suche nach dem Dieb. Durch ganz Turin und außerhalb jagen sie den Spuren und Düften nach – und stürzen sich dabei selbst in tödliche Gefahr.

Einen überzeugenden Tierroman zu schreiben, heißt sich dem Tier vertraut zu machen und nicht mit ihm, sondern als das Tier zu agieren, jegliche Menschlichkeit außen vor zu lassen. Als Mensch stößt das natürlich an die Grenze der Unmöglichkeit. Doch Henn schafft es auf einfache Weise, einem perfekten Ergebnis sehr nahe zu kommen. Die Vermenschlichung des Hundes wird unter Kontrolle gehalten, die tierische Perspektive ist stimmig. Kleinigkeiten machen oft mehr aus und das hat auch Henn erkannt, denn hauptsächlich mit den kleinen Dingen arbeitet der Autor; und das sehr gekonnt.
Auf witzige und charmant amüsante Art erzählt er aus der Hundeperspektive eine Geschichte, die die Frage nach dem Sinn und Unsinn von Religion stellt. Deutet sich aus der menschlichen Perspektive ganz schnell der erhobene Zeigefinger an, geschieht dies hier nicht, da man eher unbefangen an die Sichtweise herangeht und die Hunde eine komplett andere, teilweise unerwartet naive, Denkstruktur haben. Das flotte Abenteuer aus der ungewöhnlichen Sicht macht sehr viel Spaß und zeigt durch diese Sicht neue Dinge, die man sonst so gar nicht wahrgenommen hat bzw. stellt Dinge in Frage, die zuvor völlig normal waren und sich nicht anders vorstellen konnte. Vorliegendes Buch ist daher nur vordergründig ein Krimi, hintergründig ein Roman, über dessen einzelne Aspekte man auf einmal beginnt und angeregt wird nachzudenken.
Die typischen Eigenarten eines Hundes sind natürlich in die Geschichte eingebaut und wohl dosiert. Ich hatte nicht das Gefühl vom Hund erschlagen zu werden, sondern mich auf angenehme Weise in das Tier einzufinden. Auch das Gebaren der Hunde untereinander und in Beziehung zu anderen Spezies – nicht nur den Menschen – sind überzeugend geschildert, wenn teilweise auch vereinzelte Dinge, etwa die Zusammenarbeit zwischen Hund und Vogel, etwas ins Auge stechen, aber einen besonderen Reiz haben. Auch der Mensch sticht in manchen Dingen hervor, warum dann nicht auch der Hund?

Fazit

„Blut & Barolo“ ist ein tierischer Roman, der aus einer erfrischend anderen Perspektive erzählt wird und über gewisse feststehende Dinge - für den Menschen! - zum Nachdenken anregt. Jeder Hundefreund wird an dem Buch seine helle Freude haben und mit Giacomo und Niccolò am liebsten durch die Straßen Turins auf Verbrecherjagd gehen. Ein Roman, der nur zu empfehlen ist!