Rezension

Für Jugendliche zu schwere Kost!

Das letzte Zeichen - Gemma Malley

Das letzte Zeichen
von Gemma Malley

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Jugendbuch Das letzte Zeichen von Gemma Malley ist der erste Teil einer Trilogie und unter dem Originaltitel "The Killables – Evil must be identified" erschienen.                                    

Wir befinden uns im Jahr 2065 in London. Nach dem Ende der sogenannten Schreckenszeit, die die Welt durch Terror, Kriege und gnadenlose Gewalt in Schutt und Asche versetzt und deutlich dezimiert hatte, taten sich ein Arzt und ein Informatiker zusammen, um eine neue Art der Zivilisation ohne Gewalt, Hass, Missgunst, Begierde und ähnliches – kurz ohne das Böse – zu erschaffen. Und sie gaben ihrer Schöpfung auch einen Namen: die Stadt.

Der Arzt nannte sich Großer Anführer und war überzeugt davon, das Böse im menschlichen Gehirn im sogenannten Mandelkern, der Amygdala, lokalisiert zu haben. Daher sollten sich alle Bewohner der neu gegründeten Stadt einer Operation unterziehen, die man Neutaufe nannte, und bei der besagte Hirnstruktur entfernt wurde. Die zurückbleibende Narbe an der linken Schläfe galt fortan als unverkennbares Zeichen für die Bewohner der Stadt. Leider blieb der erhoffte Operationserfolg aus – ganz im Gegenteil kam es zu unvorhergesehenen Komplikationen, die den Arzt schließlich seine Zulassung kosteten.

Der Informatiker hingegen war überzeugt davon, dass es lediglich eines gut ausgeklügelten Überwachungssystems bedurfte, um die Menschen zu befrieden und ihnen ein Leben im Guten zu ermöglichen. Er entwickelte ein solches System und übertraf sich dabei selbst – aber letztlich wurde genau dieses System gegen ihn verwendet.

Es kam noch ein Dritter dazu, eine Art Geistlicher und Vertreter des Großen Anführers, der sich Bruder nannte und das Volk regelmäßig um sich versammelte, um die Werte zu predigen. Nach und nach entwickelte der Bruder ganz eigene Vorstellungen von einer besseren Welt und nutzte die Erkenntnisse von Arzt und Informatiker schamlos für seine Zwecke aus.

Das Ergebnis all dieser Entwicklungen war eine vom Bruder geführte und von Mauern umgebende Stadt, in der ein graduelles Bewertungssystem die Menschen in die fünf Ränge A bis D sowie K und damit kategorisch in Gut und Böse einteilte. Jedem dieser Ränge war eine Farbe zugeordnet, die sich in einem Stoffband am Revers der Kleidung wiederfand, so dass man die Menschen auf den ersten Blick zuordnen und einschätzen konnte. Täglich fanden Anpassungen in Form von Rangänderungen statt, um das Böse im Keim zu ersticken und das Gute zu fördern.

Die Figuren des Romans

Evie – Die Zweifelnde
Evie (Evangeline) ist 17 Jahre alt und arbeitet für die Regierung der Stadt in der Abteilung für Rangänderungen. Trotz ihres recht stabilen Elitestatus plagen sie regelmäßig Albträume, die sie an dem Guten in ihr zweifeln lassen.

Raffy – Der Rebell
Raffy (Raphael) ist in Evies Alter und Systemadministrator. Er ist von klein auf Evies bester Freund. In der Pubertät hat sich – nicht zuletzt gefördert durch die systembedingte konsequente Geschlechtertrennung – die Freundschaft der beiden in Liebe umgewandelt. Raffy ist voller Wut und Aggression gegen das System, weil sein Vater als K eingestuft wurde und die Stadt verlassen musste, als Raffy noch ein Kleinkind war. Raffy steht daher unter besonderer Beobachtung und die Treffen mit Evie finden nachts im Geheimen statt.

Lucas – Der Perfekte
Lucas ist Raffys älterer Bruder und Evies Verlobter und steht als solcher zwischen den beiden. Lucas ist ein mächtiges Regierungsmitglied und setzt die Belange des Systems scheinbar emotions- und skrupellos durch. Er steht bei Raffy im Verdacht, den Vater verraten zu haben und Schuld an dessen Degradierung und Verbannung zu sein.

Der Plot

Raffy entdeckt bei seiner Arbeit eine „Panne im System“ und wird deshalb als ‘K’ eingestuft. Lucas erfährt als erster davon und will seinem Bruder zur Flucht verhelfen, um eine Wiederholung des väterlichen Schicksals zu verhindern. Er weiht Evie in seine Pläne ein, da diese über ihren Vater Zugang zu den Schlüsseln für die Stadttore hat. Evie begleitet Raffy bei der Flucht ins Ungewisse  - und diese gestaltet sich alles andere als erwartungsgemäß.

Die Trilogie hat inhaltlich ein sehr großes Potential, das allerdings im ersten Teil nur ansatzweise genutzt wird. Der Leser wird schon durch die Erzählform in der dritten Person und dem Präteritum auf Distanz gehalten und die Story selbst ist für sich gesehen eher mager. Allerdings bietet das Buch dem aufmerksamen Leser zahlreiche Denkanstöße und fordert geradezu heraus, die Gedanken schweifen zu lassen und ein utopisches  System wie das dargestellte kritisch zu betrachten. Damit wird die anvisierte jugendliche Zielgruppe aber vermutlich überfordert sein, so dass bei diesen nur der Eindruck einer nichtssagenden und langweiligen Geschichte mit wenig tiefgründigen Protagonisten entsteht.

Wenn man jedoch genauer hinschaut, dann bietet das Buch weit mehr als das und man erkennt die zunächst so plump wirkenden einfach gestrickten Charaktere als plakative Rolleninhaber und Spielfiguren eines Systems, welches durch die perfiden Pläne des egoistischen Bruders einer ursprünglichen Bestimmung beraubt wurde. Letztlich geht es gar nicht um die Dreiecksbeziehung – sie ist nur ein Nebenschauplatz. Wären die Personen tiefgründiger, würden sie zwangsweise ihren Symbolcharakter einbüßen.

Die Idee mit einer durch Mauern separierten Monarchie, die dem Sturz und Zusammenbruch geweiht und von Gegensätzen geprägt ist, ist alles andere als neu. Viele Dystopien haben diesen Ansatz verarbeitet.

Was bei Gemma Malleys Buch jedoch anders und neu ist, ist der zeitliche Horizont. Denn jetzt nach dem ersten Band, in dem quasi nur der Ausgangszustand beschrieben wurde, geht es ja im Grunde erst richtig los. Was kommt nach dem Zusammenbruch des Systems, bei dem so viele andere Bücher enden? Wird sich dauerhaft etwas Neues entwickeln, obwohl die Führungsebenen nach wie vor existieren und unterschiedliche Absichten haben, die niemals koexistieren können?

Der Ansatz, das Böse zu eliminieren, den haben alle – aber die Umsetzung ist eben nicht so trivial und man braucht stets ein Gegengewicht, um das Gute zu stabilisieren.

Cover und Klappentext

Das grell pinke Cover der deutschen Ausgabe ist irreführend. Der abgebildete K-Rang – das letzte Zeichen – wird durch die blutrote Farbe symbolisiert und nicht durch die Farbe pink. Das Cover der Originalausgabe ist dahingehend zwar korrekt, aber beide sind nicht unbedingt attraktiv gestaltet.

Der Klappentext weist gravierende inhaltliche Mängel auf und ist ebenso wie das Cover irreführend:
“Da erhält Evie eine Änderungsmeldung: Sie soll Raffy ein neues Zeichen geben. Raffy wird als K eingestuft – K wie »Killable« – das Zeichen für den Tod …”

Evie erhält KEINE Änderungsmeldung für Raffy. Sie erfährt es in der Nacht der Flucht von Lucas, der es wiederum vom Bruder erfahren hat. Und dass der Rang K für “Killable” steht und was dies im Einzelnen bedeutet, das erfährt Evie erst später im Buch auf der Flucht. Diese Information war nicht allgemein bekannt in der Stadt und eher ein Gerücht. Niemand wusste, was mit den Abtrünnigen K’lern nach der zweiten Neutaufe geschieht.

Solche Diskrepanzen verbieten sich für meine Begriffe und haben einen schlechten Einfluss auf den Gesamteindruck des Buches.

Fazit

Das letzte Zeichen ist keine leichte Kost und das Lesen wird dadurch beschwerlich. Der Roman fordert den Leser zwischen den Zeilen zum Nach- und Mitdenken auf. Wenn man hierauf aber verzichtet, dann wird man weder der Autorin noch dem Buch gerecht. Für Jugendliche spreche ich daher nur bedingt eine Leseempfehlungen aus.

Kommentare

Sky kommentierte am 09. Juli 2014 um 15:16

Hey,

ich habe das Buch schon vor einiger Zeit gelesen und ich bin fast 14.Ich gebe dir Recht das das Buch ziemlich schwer zulesen war,aber bei mir lag das nicht unbedingt daran ,dass das Buch in der dritten Erzählform und im Präteritum  geschriebn ist,sondern eher daran, dass es sehr langartmig an manchen Stellen war.

Aber ich lese schon sehr viel und deswegen habe ich keine so großen Probleme mehr

Weiterhin muss ich dir auch bei dem Titelbild und dem Klappentext Recht geben.

Das Titelbild in rosa oder eher pink zu gestalten ist meiner Meinung nach ein Fehler gewesen.

Als ich es damals in der Bibilothek entdeckte dachte ich das Buch wäre so ein Liebesroman,dessen

Hauptfigur eine Zicke ist.Aber ich habe dem Buch eine Chance gegeben und mir den

Klappentext durchgelesn.Als ich dies tat war ich erstaunt, wie gut die Geschichte doch klang.

Ich habe so immerhin gelernt, dass man nur weil das Titelblid nicht gerade der perfekten

Vorstellung entspricht ,nicht unbedingt auch das Buch schlecht sein muss.

Bei dem Klappentext gab es wirklich ein paar oder diesen einen Fehler den du schon erwähnt hast.

Mich störte das persönlich nicht so sehr.

So ich will jetzt nicht weiter rumreden.Ich gebe dir in allen Punkten Recht und ich finde es

wirklich toll das du so einen ausführlich Bericht zu K- Das letzte Zeichen gegeben hast.

 

Liebe Grüße Sky.