Rezension

Für mich ein Buchschätzchen

Der letzte Tanz der Debütantin -

Der letzte Tanz der Debütantin
von Julia Kelly

Bewertet mit 5 Sternen

Sympathische, authentische Figuren und eine perfekte Dosis Ernsthaftigkeit inmitten feudaler Oberflächlichkeiten. Sehr unterhaltsam!

Im Jahr 1958 soll die junge Lily eine der letzten Debütantinnen am Hof der englischen Queen werden. Ihrer Mutter und Großmutter zuliebe gibt sie daher ihr Bestes, um eine gute Position in der gehobenen Gesellschaft zu erreichen. Die umfangreiche Ballsaison und die vielen Festlichkeiten strengen die junge Frau zwar an, doch sie knüpft auch viele neue, interessante Bekanntschaften. Währenddessen kommt allerdings ein Familiengeheimnis ans Licht, welches Lilys Mutter über die Jahre sorgsam gehütet hatte, und wegen dem sie sogar erpressbar wurde. Lilys Leben steht nun Kopf, und daher stehen bald wichtige Lebensentscheidungen für die Debütantin an.

Die Autorin Julia Kelly war mir bisher noch kein Begriff, doch mit dieser rundum gelungenen Geschichte steht sie bei mir hoch im Kurs. Hinter dem bezaubernden, eher zurückhaltenden Cover steckte nämlich mehr, als ich im Vorfeld erwartet hatte.

Mir gefiel vor allem die fantastische Entwicklung der Protagonistin. Die Figur der Lily entfaltete dabei eine ganze Bandbreite an Emotionen und inneren Konflikten, und sogar die Momente einer neuen, selbstbestimmten Ausrichtung waren deutlich zu erkennen.

Trotz des großen Unterhaltungswertes und den vielen Oberflächlichkeiten, sowie Flirt und freundschaftlicher Leichtigkeit, zeigte sich auch eine subtile Tiefe, welche den Ernst und die Anspannung, Hoffnungen und Ansprüche innerhalb der gehobenen Gesellschaftsschicht vermittelte. Ich fand es eine außerordentlich gute Leistung von Julia Kelly, diese harmonische Verbindung zwischen den Welten zu schaffen!

Zudem geizte die Geschichte nicht mit großartigen, interessanten und überaus sympathischen Figuren! Dabei fühlte sich jede auf ihre ganz eigene Art besonders an, wohlüberlegt platziert und wunderbar authentisch. Es fiel mir daher leicht, die einzelnen Beziehungen oder die Streitpunkte zwischen bestimmten Akteuren zu verstehen. Kein Wunder, dass ich so schnell von der Geschichte eingenommen war.

Insgesamt ließ sich die Geschichte leicht lesen. Sie glänzte, ohne einem Anflug von Langatmigkeit, durch eine unaufgeregte, positive Atmosphäre, wobei schicksalshafte Begegnungen keinesfalls konstruiert wirkten und mich eher zu wohlwollendem Staunen brachten. Es war eine Freude, Lilys mutige Entscheidungen und ihren Lebensweg zu begleiten.

„Der letzte Tanz der Debütantin“ hat sich für mich überraschend als Buchschätzchen erwiesen. Eine facettenreiche, berührende und sehr unterhaltsame Geschichte, die meiner Meinung nach jedes Lesealter begeistern kann. Unbedingt lesen!